Stell dich doch nicht so an!

Von | 30. September 2014

Lernfähiger Jesus
17. Sonntag nach Trinitatis 

 

Von dort zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Jesus aber gab ihr keine Antwort.

Da traten seine Jünger zu ihm und baten:  Befreie sie von ihrer Sorge, denn sie schreit hinter uns her. Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.

Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.

Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.

Matthäus-Evangelium 15, 21-28


STELL DICH DOCH NICHT SO AN!

Diese Erzählung berührt in zweifacher Weise.

Einmal weckt sie unseren Protest, dass dieser ‚Gut-Mensch‘ sich so verhält. Dann aber ist sie auch wieder ‚attraktiv‘, denn wir wissen, wie wichtig es ist, sich abzugrenzen, mit den eigenen Kräften verantwortlich umzugehen und sich nicht zu verausgaben.

Die Botschaft, die Matthäus mit dieser Erzählung verbindet, ist aber sicher in dem hartnäckigen Beharren der Frau zu sehen. Ihr Glaube kennt keine Grenzen und er kennt auch keine rituellen Erfordernisse. Er ist für sie Leben entscheidend und um des Lebens willen  gibt es für sie kein ‚Wenn‘ und kein ‚Aber‘. Glaube ist für sie ein standhaftes ‚Ich will!‘ und ‚Dennoch …!‘

Martin Luther fasste solches ‚unverschämtes‘ Bitten einmal in das Bild: ‚Du musst Gott im Gebet die Ohren reiben, bis sie heiß werden‘. Im ringenden Widerstand können wir es spüren, wie uns heiß wird!

Und es gibt einen dritten Aspekt: Jesus lässt sich in seiner Überzeugung umstimmen. Das macht ihn noch menschlicher und schafft Augenhöhe. Aus der Bittstellerin wird eine überzeugte und überzeugende Frau. Das ist auch Hinweis für uns: Das Gebet ist nie eine Einweg-Kommunikation – es schafft immer Perspektiven!

ZaunpfahlTrieb

Ringender Widerstand


Impulse

  • Wie stehe ich dazu, Grenzen zu setzen?

  • Wie hartnäckig bin ich, wenn es um Entscheidendes für mein Leben geht?

  • Kann ich das ‚Gebet‘ auch als Widerstand verstehen und ‚Gott‘ bedrängen bis ihm die Ohren heiß werden?

  • Wann wurde mir zuletzt im Ringen gegen Ausweglosigkeit ‚heiß‘?


 

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