Sechs Kreuze

Von | 8. April 2017

 

  • EINLADUNG ZU STILLE
    UND BESINNUNG

     

Die Woche vor Ostern, die am Palm-Sonntag beginnt,
wurde früher auch als ‚Heilige Woche‘ bezeichnet.

Heilig‘ ist ein Begriff,
der die tiefe Beziehung zwischen uns Menschen und Gott meint.

Diese Beziehung bedenken wir
in dieser ‚Heiligen Woche‘ besonders,
aber auch in der gesamten ‚Fastenzeit‘,
von Ascher-Mittwoch bis Samstag vor Ostern.

Natürlich gilt diese Anregung
für jede Zeit …


Sechs Kreuze laden ein zum Innehalten

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Wenn du diesen Weg ‚gehen‘ möchtest,
lege dir fünf ‚Begleiter‘ bereit:

Einen nicht zu großen Feldstein,
einen Zweig, der schon
Knospen zeigt,
eine Blume deiner Wahl,
eine Kerze
und ein Glas frisches Wasser.


Erste Station
LIEBESZEICHEN

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An dieser Station brauchst du den  Feldstein ..

TEXT AUS DER BIBEL
1 Das Passafest stand bevor. Jesus wusste, dass für ihn die Stunde gekommen war, diese Welt zu verlassen und zum Vater zu gehen. Er hatte die Menschen, die in der Welt zu ihm gehörten, immer geliebt. Jetzt gab er ihnen einen letzten und äußersten Beweis seiner Liebe.
2 Jesus aß mit seinen Jüngern zu Abend. Der Teufel hatte Judas, dem Sohn von Simon Iskariot, schon den Gedanken eingegeben, Jesus zu verraten.
3 Jesus wusste, dass der Vater ihm alles in die Hand gegeben hatte. Er wusste, dass er von Gott gekommen war und bald wieder zu Gott zurückkehren würde.
4 Da stand er vom Tisch auf, legte sein Obergewand ab, band sich ein Tuch um
5 und goss Wasser in eine Schüssel. Dann fing er an, seinen Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Tuch abzutrocknen.
6 Als er zu Simon Petrus kam, sagte der: »Du, Herr, willst mir die Füße waschen?«
7 Jesus antwortete ihm: »Was ich tue, kannst du jetzt noch nicht verstehen, aber später wirst du es begreifen.«
8 Petrus widersetzte sich: »Niemals sollst du mir die Füße waschen!«
Jesus antwortete: »Wenn ich dir nicht die Füße wasche, hast du keinen Anteil an mir und an dem, was ich bringe.«
9 Da sagte Simon Petrus: »Herr, dann nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und den Kopf!«
12 Nachdem Jesus ihnen die Füße gewaschen hatte, zog er sein Oberkleid wieder an und kehrte zu seinem Platz am Tisch zurück. »Begreift ihr, was ich eben getan habe?« fragte er sie.
13 »Ihr nennt mich Lehrer und Herr. Ihr habt recht, das bin ich.
14 Ich bin euer Herr und Lehrer, und doch habe ich euch soeben die Füße gewaschen. So sollt auch ihr euch gegenseitig die Füße waschen.
15 Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.
Johannes 13, 1-15

DAS GESCHEHEN
Die Gegner Jesu ärgern sich, dass Jesus von so vielen Menschen freudig begrüßt wird. Sie überlegen, wie sie ihn aus dem Weg räumen können. Jesus ahnt, dass der Abschied von seinen Freunden bevor steht.

Darum lädt er sie zum Essen, zum ‚letzten Abendmahl ein. Dabei tut er etwas ganz Besonderes. Er wäscht ihnen die Füße. Das ist sonst die Aufgabe der Sklaven. Bei Jesus ist es ein Zeichen seiner Liebe. Deshalb sagt er: Was ich getan habe, sollt auch ihr tun, einander helfen, einander dienen, einander Gutes tun, einander Zeichen der Liebe schenken.

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 IMPULSE

  • Liebe sucht Bedürftigkeit. Kann ich meine Bedürftigkeit artikulieren?
  • Wage ich zu sagen, was ich brauche? Sehe ich die Bedürftigkeit anderer?
  • Wo ‚diene’ ich mit Zeichen der Liebe? Wo braucht jemand ein solches Zeichen von mir?   
  • Nimm den Stein und halte ihn in der Hand.
  • Schau den Stein an. Wiege ihn in der Hand. Er ist nicht groß und doch schwer. Er wird zum Zeichen für manchen schweren Weg, den du oder jemand, der dir nahe ist gehen musst. Gleichzeitig denke daran, dass Liebe ‚erleichtert’. So lege zum Gebet beide Hände um unseren Stein.
  • Berührt dich diese Sicht, dass Gottes Bedürftigkeit darin liegt, die Kraft seiner Liebe in uns zu senken?

    MEDITATIVES GEBET
    Jesus ist einen sehr schweren Weg gegangen. Über das alles hat er geliebt. Manchmal müssen wir auch Wege gehen, die uns nicht gefallen.
  • Gott, bewahre mich davor, dass ich bitter werde.
  • Gib mir Menschen an die Seite, die mich stützen, damit ich Liebe erfahre.
  • Wenn ich anderen zur Seite stehen muss, lass mich erkennen, was gebraucht wird.
  • Danke, dass du mit deinem Geist der Liebe bei mir bist.

Zweite Station
ANGST ANVERTRAUEN

Nimm wieder den Stein und halte ihn in der Hand.

TEXT AUS DER BIBEL
26 Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.
32 Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt, und er sagte zu seinen Jüngern: Setzt euch und wartet hier, während ich bete.

Olivenbaum im Kidron-Tal /Garten Gethsemane

33 Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff ihn Furcht und Angst,
34 und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht!
35 Und er ging ein Stück weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete, dass die Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehe.
36 Er sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst soll geschehen.
37 Und er ging zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Simon, du schläfst? Konntest du nicht einmal eine Stunde wach bleiben?
38 Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
39 Und er ging wieder weg und betete mit den gleichen Worten.
40 Als er zurück kam, fand er sie wieder schlafend, denn die Augen waren ihnen zugefallen; und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.
41 Und er kam zum dritten Mal und sagte zu ihnen: Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus? Es ist genug. Die Stunde ist gekommen; jetzt wird der Menschensohn den Sündern ausgeliefert.
42 Steht auf, wir wollen gehen! Seht, der Verräter, der mich ausliefert, ist da.
Markus 14, 26-42

DAS GESCHEHEN
Nach dem Abschiedsmahl geht Jesus mit seinen Freunden in einen Garten am Ölberg. Er heißt so, weil es dort viele Olivenbäume gibt. Aus ihren Früchten wird Öl gewonnen. Ein Ort des ‚Werdens’ und des ‚Seins’! Jesus ahnt, dass seine Gegner ihn töten wollen.

Seine Traurigkeit und Angst wird so bedrückend, dass er allein sein will. Er lässt seine Freunde zurück. Er kniet nieder und betet lange. Er bittet seinen Vater, ihm in seiner Angst beizustehen. Das Beten stärkt ihn. Er kehrt zu seinen Freunden zurück.

IMPULSE

  • Jesus am Ölberg hat große Angst. Umfasse den Stein fest mit beiden Händen und drücke ihn an dich. Als Jakob in seiner Angst vor seinem ihn verfolgenden Bruder Esau einsam in der Wüste Zuflucht sucht, ruht sein Kopf auf harten Steinen. Sie sind Symbol seiner Schuld und Angst. Im Traum sieht er Engel auf einer Leiter auf- und nieder steigen. Er erlebt die Nähe Gottes und errichtet einen Altar aus ‚Steinen seiner Angst’.

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  • Angst kennen wir alle. Gehe in die Haltung und lasse den Kopf hängen, mache dich klein. In der Angst fühlen wir uns klein.
  • Vor Gott aber können wir unsere Angst aussprechen. Wir dürfen sagen, wie uns zu Mute ist. Wir können – wie Jesus es tat – Gott unsere Angst anvertrauen. Das richtet uns auf.
  • So richte dich jetzt bewusst auf.

MEDITATIVES GEBET

  • Ich denke an Momente, wo Angst mich nieder drückte.
  • Ich denke an alle, die häufig Angst haben.
  • Angst gehört zum Leben. Ich bitte, dass nicht die Angst Führung in meinem Leben übernimmt, Ich bitte, dass in angstbesetzten Situationen mein Vertrauen in Gottes Kraft in mir wächst und ich handlungsfähig bleibe.
  • Betend kannst Du diese Lied-Strophe sprechen:
    Und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen,
    und nur durch Gitter sehen wir uns an.
    Unser versklavtes Ich ist ein Gefängnis
    nd ist gebaut aus Steinen unsrer Angst.
    Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer,
    wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.
    (Ernst Hansen EG 623, 3. Strophe)

Nimm den Stein bitte mit zur nächsten Station.


 Dritte Station
SCHEITERN

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Du benötigst weiterhin den Stein in deiner Hand

TEXT AUS DER BIBEL
66 Als Petrus unten im Hof war, kam eine von den Mägden des Hohenpriesters.
67 Sie sah, wie Petrus sich wärmte, blickte ihn an und sagte: Auch du warst mit diesem Jesus aus Nazaret zusammen.
68 Doch er leugnete es und sagte: Ich weiß nicht und verstehe nicht, wovon du redest. Dann ging er in den Vorhof hinaus.
69 Als die Magd ihn dort bemerkte, sagte sie zu denen, die dabeistanden, noch einmal: Der gehört zu ihnen.
70 Er aber leugnete es wieder ab. Wenig später sagten die Leute, die dort standen, von neuem zu Petrus: Du gehörst wirklich zu ihnen; du bist doch auch ein Galiläer.
71 Da fing er an zu fluchen und schwor: Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet.
72 Gleich darauf krähte der Hahn zum zweiten Mal, und Petrus erinnerte sich, dass Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen.
Markus 14, 66-72

DAS  GESCHEHEN
Petrus ist Jesus nach der Gefangennahme heimlich gefolgt. Er will sehen, was weiter mit ihm geschieht. Während er in einem Hof wartet, fragt ihn eine Frau: Gehörst du nicht auch zu diesem Jesus? Da bekommt er Angst und antwortet: Nein, nein, ich kenne ihn nicht. Etwas später sagt eine andere zu ihm: Du bist doch auch einer von seinen Freunden. Petrus hat noch größere Angst und streitet wieder ab, Jesus zu kennen. Als ein Hahn kräht, erinnert er sich, dass er zu Jesus stehen wollte. Er weint bitterlich, weil es ihm Leid tut, dass er so feige nicht zu Jesus gestanden hat. Petrus hat sich überschätzt. Er wollte mutig sein, schaffte es aber nicht. Die Angst war stärker. Auch wir haben manchmal nicht den Mut, Menschen zu verteidigen und zu ihm oder zu ihr zu stehen.

IMPULSE

Wir sehen in Krisen nie das Ganze. Unser Blick ruht auf ‚Bruchstücken’.

Was eigentlich ist ‚Scheitern’? Auch das ist Scheitern: Die (einseitige) Fokussierung auf die erfahrenen Defizite im Leben! Das ist die Not von ‚Scheitern‘.

‚Warum habe ich versagt?’ ‚Gleich darauf krähte der Hahn zum zweiten Mal, und Petrus erinnerte sich…’ Markus 14,72  ‚In der Erinnerung liegt die Erlösung’ C.G. Jung. Blockierende ‚Warum’-Fragen münden in befreiende ‚Wozu’-Fragen, die Zusammenhänge erkennen lassen.

  • Nimm den Stein fest in die Hand. Spüre, wie hart er ist. Es ist hart und es macht traurig, wenn ein wichtiger Mensch nicht zu uns steht. Wo gibt es Menschen in meinem Lebens-Umfeld, die meinen zuverlässigen Beistand brauchen.
  • Ich lasse den Stein von einer Hand in die andere gleiten. Manchmal überschätze ich mich auch, gebe an und bin dann doch nicht mutig.
  • Wir haben wie Petrus unsere starken Seiten. Wie er haben wir auch unsere schwachen Seiten und machen Fehler, die uns dann Leid tun. Wir geraten in innere Einsamkeit und können Zusammenhänge nicht mehr erkennen.

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  • Das Foto zeigt Teile, die zu einem sinnvollen Ganzen gefügt werden können. Ich stelle mir vor, wie alles mich Bedrängende in einen Zusammenhang kommt.
  • Eine Hilfe kann es sein, die eigene Schwäche zu überwinden, indem ich mich, den betreffenden Menschen, die mich bedrängende Situation und Gott als Ganzes sehe.

MEDITATIVES GEBET

  • Gott, ich denke an die Menschen, die niemanden haben, der zu ihnen steht.
  • Ich bitte dich, halte in mir die Erinnerung wach, dass du mir gerade dann nah bist, wenn ich versage.
  • Ich bitte dich, bewahre mich vor Verzweiflung, wenn ich scheitere.

Lege den Stein bitte zur Seite


VIERTE  STATION
VERURTEILEN

 Geknickt

TEXT AUS DER BIBEL
1 Früh am Morgen schließlich trafen die führenden Priester zusammen mit den Ratsältesten und Gesetzeslehrern – also der ganze jüdische Rat – die Entscheidung: Sie ließen Jesus fesseln, führten ihn ab und übergaben ihn dem Statthalter Pilatus.
2 Pilatus fragte Jesus: »Bist du der König der Juden?«
»Du sagst es«, gab Jesus zur Antwort.
3 Die führenden Priester brachten viele Beschuldigungen gegen ihn vor. 
4 Pilatus fragte ihn: »Willst du dich nicht verteidigen? Du hast ja gehört, was sie dir alles vorwerfen.«
5 Aber Jesus sagte kein einziges Wort. Darüber war Pilatus erstaunt.
6 Jeweils zum Fest ließ Pilatus einen Gefangenen frei, den sie sich ausbitten durften.
7 Damals saß gerade ein Mann namens Barabbas im Gefängnis, zusammen mit anderen Aufrührern, die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten.
8 Die Volksmenge zog zu Pilatus hinauf und bat, ihnen die gleiche Gunst zu gewähren wie sonst.
9 Pilatus fragte sie: Wollt ihr, dass ich den König der Juden freilasse?
10 Er merkte nämlich, dass die Hohenpriester nur aus Neid Jesus an ihn ausgeliefert hatten.11 Die Hohenpriester aber wiegelten die Menge auf, lieber die Freilassung des Barabbas zu fordern.
12 Pilatus wandte sich von neuem an sie und fragte: Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt?
13 Da schrien sie: Kreuzige ihn!
14 Pilatus entgegnete: Was hat er denn für ein Verbrechen begangen? Sie schrien noch lauter: Kreuzige ihn! 15 Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufriedenzustellen, Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.
Markus 15,1-15

DAS GESCHEHEN
Die Soldaten bringen Jesus zu Pilatus. Er fragt ihn: Bist du ein König? Und Jesus antwortet: Ja, ich bin ein König. Nach dem Verhör weiß der römische Statthalter, dass Jesus nicht schuldig ist. Doch er will einen Aufstand vermeiden.
Darum verurteilt er Jesus trotzdem wie einen Verbrecher zum Tod am Kreuz, nachdem er die Menge befragt hat.

Das ist Jesu Feinden gerade recht. Sie wollen ihn ja auch aus dem Wege räumen. Sie wollen seine Botschaft nicht hören und nicht sehen, wie viel Gutes er tut. Pilatus aber weiß, dass sein Urteil ungerecht ist.

Wenn wir ungerecht behandelt werden, ärgern wir uns darüber. Manchmal sind wir selbst ungerecht. Wir verurteilen andere, weil sie zum Beispiel anderer Meinung sind, sie anders aussehen, oder weil wir ihr Verhalten einfach nicht verstehen und ihnen aus dem Wege gehen.

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IMPULSE

Stelle dir vor, du würdest dieses Tau wie eine ‚Schlinge’ um die Hände legen. Es ist wie eine Gefangennahme, wenn wir andere falsch oder ungerecht verurteilen. Das gilt auch, wenn wir uns selbst verurteilen. Auch dann geraten wir wie in eine Gefangenschaft.

Wir leben in einer Zeit, wo durch über das ‚Netz’ verbreitete Verurteilungen, Verunglimpfungen und Beschuldigungen Menschen so beschädigt werden, dass sie in unvorstellbarer Weise gedemütigt, manchmal sogar tödlich verletzt werden.

Das Foto oben vom geknickten Halm steht sinnbildlich für die ‚geknickte Würde‘ mit allen existenziellen Folgen.

Beim Verurteilen eines anderen Menschen werden häufig eigene (abgewehrte) Anteile auf diesen projiziert.
‚Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?’, fragt Jesus in einem Gleichnis.Matthäus 7,3

Dieses Bild interpretierend, hat jemand darauf hingewiesen, Splitter und Balken seien aus dem gleichen Holz.

 GEBET

  • Ich denke an Menschen, die zu Unrecht verurteilt werden.
  • Ich denke an Menschen, die ich im Stillen verurteilt habe und die Begegnung mit ihnen vermeide.
  • Ich bedenke, ob die Verurteilung eines anderen (‚Splitter‘) mit einem in mir tief sitzenden, nicht bewältigten Ereignis (‚Balken‘) zu tun haben könnte.
  • Ich denke an Situationen, wo ich mich nicht verstanden, mich wie verurteilt und gefangen fühlte.
  • Ich bitte, dass ich den Mut zur Wahrheit und Klarheit für mich und andere behalte.

Fünfte Station
DAS UNABÄNDERLICHE DURCHSCHAUEN

Suche dir einen Zweig, der schon deutlich Knospen zeigt.

TEXT AUS DER BIBEL 
6 Die Soldaten führten ihn in den Palast hinein, das heißt in das Prätorium, und riefen die ganze Kohorte zusammen.
17 Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz; den setzten sie ihm auf
18 und grüßten ihn: Heil dir, König der Juden!
19 Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an, knieten vor ihm nieder und huldigten ihm.
20 Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen.
21 Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.
22 Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe.
23 Dort reichten sie ihm Wein, der mit Myrrhe gewürzt war; er aber nahm ihn nicht.
24 Dann kreuzigten sie ihn. Sie warfen das Los und verteilten seine Kleider unter sich und gaben jedem, was ihm zufiel.
25 Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.
26 Und eine Aufschrift (auf einer Tafel) gab seine Schuld an: Der König der Juden.
27 Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links.
29 Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen?
30 Hilf dir doch selbst, und steig herab vom Kreuz!
31 Auch die Hohenpriester und die Schriftgelehrten verhöhnten ihn und sagten zueinander: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen.
32 Der Messias, der König von Israel! Er soll doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben. Auch die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn.
33 Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde.
34 Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
35 Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija!
36 Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Laßt uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt.
37 Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus. Markus 15, 6-37

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DAS GESCHEHEN
Jesus stirbt am Kreuz. Der Tod am Kreuz war eine Strafe für Verbrecher. Doch Jesus war kein Verbrecher. Im Johannes-Evangelium ist uns der Ausruf Jesu überliefert: ‚Es ist vollbracht’. Das Volle des Lebens gebracht!
So wurde das Kreuz zu dem Zeichen, das die Christen auf der ganzen Welt verbindet. Horizontale und Vertikale der Balken kennzeichnen das ‚Vollbrachte‘: ‚Himmel‘ und ‚Erde‘ sind verbunden; unsere  Lebensrealitäten zur ‚Linken‘ und ‚Rechten‘ sind in diese ‚elementare Bindung‘ einbezogen. So wurde es zu dem Zeichen, mit dem wir gesegnet werden und uns segnen dürfen.

IMPULSE

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Angesichts der Unabänderlichkeit des Todes neigen wir zu ‚Reaktionsbildungen’: Ungeduld, Atemlosigkeit, Gewinnstreben um jeden Preis, Grenzenlosigkeit …‚Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden’, ist uns in einem alten Gebet überliefert …Psalm 90,12
Das Foto erlaubt den Blick durch das Wurzelwerk eines gestürzten Baumes. Mitten im Tod Zeichen des Lebens.

  • Stelle dir vor, du würdest den Zweig an einem Kreuz ablegen. Dieser Zweig ist ein Zeichen des Lebens.
  • Wenn du es dir zutraust, strecke deine Arme zur Seite, die Handflächen nach vorn geöffnet. Vergegenwärtige dir, dass du jetzt ein Kreuz bildest. In der Senkrechten bist du gehalten zwischen ‚Himmel’ (Gott) und ‚Erde’ (Deinem Ich). In der Waagerechten bist du verbunden und bindest du dich.

    Vielleicht möchtest du  dieses alte ‚Zwiegespräch’ bedenken.

MEDITATIVES GEBET

Ich stehe dir zur Seite. Mein Volk, was habe ich dir getan? Und womit habe ich dich betrübt?  Antworte mir!
Gott, ich vertraue dir.

Ich führe dich auf den Weg in die Freiheit. Mein Volk, was habe ich dir getan? Und womit habe ich dich betrübt? Antworte mir!
Gott, ich vertraue dir.

Ich gebe dir das Zeichen des Lebens. Mein Volk, was habe ich dir getan? Und womit habe ich dich betrübt? Antworte mir!
Gott, ich vertraue dir

Ich begleite dich und gebe dir, was du brauchst. Mein Volk, was habe ich dir getan? Und womit habe ich dich betrübt? Antworte mir!
Gott, ich vertraue dir

Ich lege in schwierigen Situationen Vertrauen in dich. Mein Volk, was habe ich dir getan? Und womit habe ich dich betrübt? Antworte mir!
Gott, ich vertraue dir

Ich gebe dir Zeichen der Liebe und der Freiheit ins Herz. Mein Volk, was habe ich dir getan? Und womit habe ich dich betrübt? Antworte mir!
Gott, ich vertraue dir.

Ich gab am Kreuz mein Leben hin. Mein Volk, was habe ich dir getan? Und womit habe ich dich  betrübt? Antworte mir!
Gott, ich vertraue dir.

Ich habe ein Herz für die Ärmsten. Mein Volk, was habe ich dir getan? Und womit habe ich dich betrübt? Antworte mir!
Gott, ich vertraue dir.

Ich bin die Stimme des Menschen, der zum Opfer des Menschen wurde. Mein Volk, was habe ich dir getan? Und womit habe ich dich betrübt? Antworte mir!
Gott, ich vertraue dir

 STILLE


Sechste Station
IN RESIGNATION HOFFEN KÖNNEN

Für diese Station halte die Blume bereit

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TEXT AUS DER BIBEL
42 Da es Rüsttag war, der Tag vor dem Sabbat, und es schon Abend wurde,
43 ging Josef von Arimathäa, ein vornehmer Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete, zu Pilatus und wagte es, um den Leichnam Jesu zu bitten.
44 Pilatus war überrascht, als er hörte, daß Jesus schon tot sei. Er ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob Jesus bereits gestorben sei.
45 Als der Hauptmann ihm das bestätigte, überließ er Josef den Leichnam.
46 Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes.
47 Maria aus Magdala aber und Maria, die Mutter des Joses, beobachteten, wohin der Leichnam gelegt wurde.
Markus 15,42-47

DAS GESCHEHEN
Jesus ist tot. Er wird vom Kreuz abgenommen und in ein Felsengrab ge­bracht. Vor den Eingang wird ein großer Stein gerollt. Jesu Mutter ist un­endlich traurig. Seine Freunde sind fassungslos. Sie denken: Jetzt ist alles aus. Und sie wissen nicht, was sie tun sollen.

Jetzt ist alles aus, denken auch viele, die vom Tod eines ihnen nahe stehenden Menschen betroffen sind. Sie sorgen für das Begräbnis, wissen aber oft auch nicht, wie es weiter gehen soll.

Durchgang in eine  veränderte Existenz

 

IMPULSE

  • Gräber auf dem Friedhof sind als Zeichen der Hoffnung mit Blumen geschmückt. Nimm die Blume und stelle dir vor, du würdest sie an ein Grab legen, das du jetzt vor Augen hast.  So drücken wir Liebe und erfahrene Geborgenheit aus.
  • Der Trauer Raum geben. Über Sterben und Tod nicht einfach hinweg trösten.
  • Trauern braucht Tränen und Zeit! Die Welt mit von Tränen gereinigten Augen neu sehen können.
  • Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt’, ist die durch Jesus personifizierte Gewissheit.
    Johannes 11,25
  • Es geht nicht um ein  Rest an Hoffnung, sondern  die Hoffnung wird im ‚Rest’ zur Gewissheit. Schau auf das Foto und entdecke das Zeichen der Hoffnung in der Gestaltung des Grabsteins. Jeder Grabstein ist auch als Symbol des vor den Grab gerollten Steines in der biblischen Erzählung zu verstehen.

Du kannst jetzt an Menschen denken,
die im Krieg Angehörige verlieren oder verloren haben;
die den Tod eines lieben Menschen verkraften müssen;
die durch Gewalt einen Menschen verloren haben;
denen Mutter oder Vater viel zu früh gestorben sind;
die um ihr verstorbenes Kind trauern.

MEDIITATIVES GEBET

  • Lass sie alle sich ganz bei dir, Gott geborgen fühlen und fest darauf vertrauen, dass auch die verlorenen und betrauerten Menschen in dir Heimat gefunden haben.
  • Ich brauche Zeichen der Liebe und Geborgenheit angesichts von Sterben und Tod. Darum bitte ich. 
  • Ich vertraue darauf, dass mein Gebet und die vieler anderer Kräfte des Trostes , der Hoffnung und des Gewissheit frei setzen. 

STILLE 


Aufbruch
DANKE!

Vielleicht gibt es in deiner Nähe einen Ort, an dem du gut ‚mit dir‘ sein kannst. Eine Kirche vielleicht? Eine Bank in einem Park oder am Waldesrand? Du kannst natürlich auch bleiben, wo du jetzt bist.

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Wo auch immer. Du gestaltest diesen Ort. Dazu brauchst du eine Kerze (Teelicht in einem Glas)  und ein Glas oder eine Flasche mit frischem Wasser, wie eine ‚eingefüllte Quelle‘.

Deinem ‚Innen’- Weg  folgt jetzt dein Weg nach ‚draußen‘. Wenn du angekommen bist, schließe  für eine kurze Zeit die Augen.

⇒Wenn du nach ‚draußen‘ gehst, lies den Text zu Ende und schreibe dir vielleicht den Segen ab, damit du ihn bei dir hast.

Was hast du an den sechs Stationen erfahren? Was hat dich berührt? Indem du es dir jetzt noch einmal in der Stille bewusst machst, kann dein Erleben sich verankern.

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Entzünde die mitgenommene Kerze und stelle sie neben das Glas mit frischem Wasser. Stelle dir gern vor, dass ein Mensch da ist, der mit duftendem Öl dir ein Kreuz in die Hand oder an die Stirn zeichnet.

Sprich so in dich hinein:
Gott, du bist für mich wie Salböl, das mir gut tut. Ich empfange deinen Segen und ich gebe den Segen weiter.

Du kannst dich in diesen Segen vertiefen …

GOTT sei vor mir,
um mir den rechten Weg zu weisen.
GOTT sei neben mir,
um mich in die Arme zu schließen
und mich zu schützen.
GOTT sein hinter mir,
um mich zu bewahren,
dass mir nichts und niemand in den Rücken fällt.
GOTT sei unter mir,
um mich aufzufangen,
wenn ich falle.
GOTT sei in mir,
um mich zu trösten,
wenn ich traurig bin.
GOTT sei über mir,
um mich zu segnen.

So segne mich
der mütterliche und väterliche GOTT,
der mich begleitende Bruder Jesus,
der mich stärkende Geist.
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— und jetzt trinke das Wasser wie einen Segen!

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Ascher-Mittwoch
Das Kreuz auf der Stirn

Zum Empfang bereit
Zum ‚Palm‘-Sonntag

Kampf um die innere Freiheit
Betrachtung zur Passion Jesu

Impulse zur Fastenzeit 
LEBENSverSICHERUNG und ein ‚Gedanken-Spiel‘

Betrachtung zum Umgang mit der Schuld
Ein Blick, der trifft

Das Leben kauen
Ein Brief an Amelie und Zacharias

Jesus, der ‚Adapter‘
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Zehn große Freiheiten‘
Maßstäbe für Lebensgestaltung in Zeiten der ‚Einkehr‘ …