Schmuckstücke

Von | 3. Juli 2020

Ein Collier von Kindern

Eine Wanderanekdote zu Ehren der Mütter: Im griechischen Original tritt eine vornehme Ionierin mit einem kostbaren selbstverfertigten Gewebe einer namenlosen spartanischen Mutter gegenüber; die römische Version lässt eine gerade so vornehme Kampanerin mit ihren prächtigen Schmuckstücken auftrumpfen, und hier hat die stolze Mutter einen noblen römischen Namen:„Als Cornelia, die Mutter der Gracchen, einmal eine vornehme Kampanerin bei sich zu Gast hatte und diese ihr stolz ihren Schmuck vorführte – die herrlichsten Stücke, die man zu jener Zeit haben konnte -, hielt sie ihre Besucherin eine Zeitlang im Gespräch hin, bis ihre Kinder aus der Schule zurückkamen; dann erklärte sie ihr: ‚Das hier sind meine Schmuckstücke.‘ Nach Valerius Maximus: ‚Collier von Söhnen‘

 

Ein von mir sehr geschätzter Lehrer schreibt an sein Kollegium dieses:
Das global geprägte kapitalistische System ist wieder – ähnlich wie in der Finanzkrise, dieses Mal aber in anderer Ausprägung – an seine Grenzen gestoßen. Das alleinige Streben nach Wohlstand, Wachstum und Luxusgütern muss mehr hinterfragt werden. Es geht schließlich auch darum, welche Welt wir als Erwachsene unseren „Schmuckstücken“ hinterlassen werden/wollen.

Denn die für das Klima so wohltuende Corona-Zeit offenbart vor allem eines, nämlich, dass dennoch deutlich mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, um die verheerenden Folgen des Klimawandels zumindest zu minimieren. Die Corona-Zeit hat den Blick auf das nachhaltige Wirtschaften daher (noch einmal) geschärft und die Politik hat weitere Impulse in diese Richtung gesetzt.  Wir können aus meiner Sicht nur hoffen, dass Wachstum und Nachhaltigkeit nicht (mehr) im Sinne eines Zielkonflikts, sondern mindestens gemeinsam, besser wohl doch aber mit dem Primat der Nachhaltigkeit, gedacht werden.

Wir als Lehrerinnen und Lehrer nehmen die „Schmuckstücke“ unserer Gesellschaft ganz besonders in den Blick. Das macht den Reiz, die Leidenschaft für diesen Beruf für mich und sicher auch für Sie alle als Kollegen und Kollegin aus. Die Schüler/innen bei ihrer schulischen und persönlichen Entwicklung und Reifung zu begleiten, zu unterstützten und ihnen mit Rat sowie Tat beiseite zu stehen, ist das „Schmuckstück“, welches wir in unserer Rolle als Lehrer/innen ausfüllen dürfen.

Sommer 2020 / Verfasser ist mir bekannt.


Unsere Kinder,  ‚Schmuckstücke‘, sind unvergleichlich Kostbares. Sie weisen auf Größeres hin. Sie ’schmücken‘ unsere Welt, unser Leben besonders. Sie erinnern jeden an die eigene Kostbarkeit der Einmaligkeit und begleiten so in ‚Augenhöhe‘ die Existenz aller Heranwachsenden. Deshalb trifft der derzeitig immer mehr ins Bewusstsein dringende umfassende Missbrauch als schlimmste Entwürdigung die ‚Schmuckstücke‘ und alle, die sich an ihnen freuen.

Niemals sind sie verfügbarer Besitz, uneingeschränkt aber zu schützen. Dass der Suizid von Kindern und Jugendlichen in bedrohlichen Situationen wie Flucht und Vertreibung zunimmt, ist akutes Signal, den ‚Schmuckstücken‘ wie ‚Schutzengel‘ beizustehen.

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