Schaltjahr

Von | 10. April 2021

Wie im Schaltjahr

So fühlen sich viele in dieser Zeit, wie im ‚Schaltjahr‘. In den ’normalen‘ Ablauf des Lebens ist eine unumgängliche Erfahrung wie ‚eingeschaltet‘ , um zu korrigieren.

Das ‚Hin und Her‘ ist verwirrend und belastend. Es ist Zeichen des Suchens und Findens. Da sind die Widersprüche während des Lockdown zu Hause, weil andere Bedingungen auf engem Raum in den Blick kommen.

Ich sitze in einer Runde von Menschen, aktiv im Dienst der ‚Kirche‘. Ein Abschnitt aus dem Hiob-Buch wird Predigt-Text sein.

Wir alle leben in einer ‚Ausnahme‘-Situation. Wir suchen nach Antworten in dem alten Buch.  ‚Hiob‘ ist in eine existenziell ausweglose Situation geraten. Er ist im ‚Lockdown‘ und dem ‚Hin und Her‘ von Begründung und Erklärungsnot ausgesetzt.

Der Rat nicht gerufener ‚Experten‘ hat ihn in zermürbende Polarisation gebracht. In seinem Elend schreit er nach Erbarmen, mit sich selbst konfrontiert, klagt er an, fordert ‚Gott‘ zur Stellungnahme heraus. So geht es viele Kapitel in dieser Erzählung: Bestandsaufnahme, Reflexion, Begründungssuche, Schuldzuweisung … Selbst der angeklagte ‚Gott‘ kommt in den Dialog.  Dann fast unvermittelt dieses Bekenntnis:

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Hiob 19, 25+26

Es ist die Beschreibung eines längeren Prozesses: Im Außen unerträgliche Bedingungen, verwirrende Meinungen und Schnell-Lösungen, die aus dem Dilemma herauszuführen versprechen.

Das Unvermittelte scheint immer eine zunächst isolierte Position zu haben. Die Vermittlung liegt in der Tiefe des Schweigens. Hier keimt die  Orientierung.

‚Hier sind die starken Kräfte … ‘ Die Begleitung in dieser Zone ist die schweigende Präsenz im Gebet. Seelsorge in höchster Vollkommenheit.  

Dann formuliert es sich aus solcher Erfahrung: ‚Ich weiß, dass mein Erlöser lebt …‘

ZUR MEDITATION

‚ELFCHEN‘
Wesentliches aus elf Worten

Du meine Seele singe …
Paul Gerhardt (zur Zeit des 30jährigen Krieges)

5. Strophe

Er weiß viel tausend Weisen,
Zu retten aus dem Tod,
Ernährt und gibet Speisen
Zur Zeit der Hungersnot,
Macht schöne rote Wangen
Oft bei geringem Mahl,
Und die da sind gefangen,
Die reißt er aus der Qual.