Jagd-Revier

Von | 23. Dezember 2018

 

LEITWORT DES JAHRES
2019

SUCHE DEN FRIEDEN
UND JAGE IHM NACH

Psalm 34, 15


Mit freundlicher Genehmigung Gerd-Junior-Verlag, 22391 Hamburg

Ein Mann betritt einen Laden.
Hinter dem Ladentisch steht ein Engel.

Hastig fragt der Mann:
‚Was verkaufen sie hier?‘

 Der Engel sagt freundlich:
‚Alles, was sie zum Leben brauchen.‘
Der Mann fängt an aufzuzählen:

Das Ende aller Kriege,
Überwindung des Hungers in der Welt,
mehr Solidarität in der Gesellschaft,
mehr Liebe, Freiheit,  Frieden und …

Da unterbricht ihn der Engel:
‚Entschuldigen Sie,
wir verkaufen hier keine Früchte.
Wir verkaufen nur den Samen.‘

Diese kleine Parabel bildet für mich den Hintergrund des Leitwortes (Losung) des neuen Jahres ab. Die Protagonisten ‚hastiger Mann‘ und ‚freundlicher Engel‘ und das Ambiente ‚Ladentisch‘, ‚Früchte‘ und ‚Samen‘ sind gleichsam Schlüssel-Bilder zum Verständnis der Aufforderung zum ‚Suchen‘ und zum ‚Nach-Jagen‘.

Wenn es Sehnsucht nach etwas und gleichzeitig wachsende Unzufriedenheit gibt, weil sie sich nicht erfüllt, entstehen Ungeduld  und ‚Hast‘. Manchmal entstehen auch Wut und Diskriminierung, weil  Ursachen im Verhalten anderer und in ’schwierigen Bedingungen‘ gesucht werden.

Eine ‚Stelle‘ zu finden, die diese Negativ-Bilanz auffängt, ist verständlich. Eine Kompetenz, die durchgreift und die unhaltbaren Zustände beendet – das bildet sich als Lösung ab. Dafür steht der ‚Ladentisch‘ als ‚Problemlösungs-Agentur‘, die das Heilmittel gegen Unzufriedenheit, Lieblosigkeit, Friedlosigkeit bereithält. Ein ‚Medikament‘ soll beenden, was so unerträglich  ist, in die Enge führt, der Depression ‚Tor und Tür‘ öffnet … Also: „Was haben sie ‚zu verkaufen‘, was bieten sie an?“

Das ist bildlich gesprochen die Situation, in der sich viele befinden, die es nicht mehr aushalten, nach schnellen Lösungen suchen. Entsprechende Gespräche verlaufen zwischen ‚radikalen‘ Ansichten und totaler Resignation.

Es ist das ‚Lächeln‘, das unterbricht und die Antwort ‚Alles, was sie zum Leben brauchen‘  verführt den Besucher zunächst zur Aufzählung konkreter Tatbestände. Dem Betrachter dieser Parabel zwingt sich eine gewisse Atemlosigkeit auf. Der ‚Engel‘ unterbricht dieses ‚Sackgassen‘-Denken: „Wir verkaufen hier keine ‚Früchte‘,  die Sie als ‚Lösungsmittel‘ für ihr Dilemma verstehen. Wir verkaufen hier ‚Samen‘, also etwas, das gedeihen will und gepflegt sein will.“


Alles, was du zum Leben brauchst …

Der ‚Engel‘ steht für eine Instanz, die den Blick in eine Richtung lenkt, die jeder zunächst ’suchen‘ und entdecken muss. Das ‚Nachjagen‘ steht für Zielstrebigkeit auf ein Ziel hin. Die ‚Jagd‘ hat das Ziel im ‚Visier‘ und lässt es nicht aus den Augen und vielleicht ist hier wirklich ‚der Weg das Ziel‘? Das ‚Jagd-Revier‘ sind eben nicht ‚Läden‘ und ‚Ladentische‘ mit ‚Wühltischen‘,  um das Passende zu finden! Das ‚Revier‘ ist das eigene Selbst und braucht Akzeptanz, um Ort für ‚Samen-Pflege‘ sein zu können.


9 Erprobt es doch selbst und erlebt es: Der HERR ist gütig! Wie glücklich sind alle, die bei ihm Zuflucht suchen!
10 Ihr, die ihr dem HERRN gehört, unterstellt euch ihm! Wer ihm gehorcht, kennt keine Not.
11 Selbst starke Löwen leiden oftmals Hunger; doch wer zu ‚Gott‘ kommt, findet alles, was er zum Leben nötig hat.
12 Kommt, junge Leute, hört mir zu! Ich will euch sagen, was es heißt, Gott ernst zu nehmen und mit ihm zu leben:
13 Wollt ihr von eurem Leben etwas haben und möglichst lange glücklich sein?
14 Dann nehmt eure Zunge gut in Acht, damit ihr nicht lügt und niemand verleumdet!
15 Kehrt euch vom Bösen ab und tut das Gute! Müht euch mit ganzer Kraft darum, dass ihr mit allen Menschen in Frieden lebt!

Aus ‚Gute Nachricht‘ Psalm 34, 11-15


Das ist das Text-‚Umfeld‘ der Aufforderung, die das Leitwort abbildet. Diese ‚Werbekampagne‘, das ‚eigene Revier‘ zielorientiert wie ein ‚Jäger‘ aufzusuchen, ist das ‚Lächeln‘ des ‚Engels‘ in der oben gelesenen Parabel. Es ist kein beschämendes sondern ermutigendes Zeichen: Wo nämlich der ‚Same‘ zu suchen ist, der unseren Einsatz (‚Nachjagen’= ‚Mit ganzer Kraft‘) braucht, um die ‚Frucht‘ zu bringen, die ‚Frieden‘ heißt. Und das Lächeln bedeutet eben auch, dass unsere ‚ganze Kraft‘ mit der ‚ganzen göttlichen Kraft‘ gleichsam gepaart ist.

Diese ‚Paarung‘ bewahrt vor Resignation, depressiven Sackgassen, destruktiven Schuldzuweisungen und Leben in Frieden kontraindiziertem Verhalten, weil sie ihren unverletzbaren(allerdings nicht selten ‚verschütteten‘) Platz in uns selbst hat. Sie schafft es (freigelegt), Perspektiven zu entwickeln und ‚Schwerter zu Pflugscharen‘ zu machen.

Ich selbst bin also Adressat und erfahre, dass das Phänomen ‚Frieden‘ zunächst mit mir selbst zu tun hat. Suchen kann ich den Frieden nur in mir. Sein ‚Versteck‘ ist ein von ‚Gott‘ geschenkter Zustand in mir! Und dann ‚mit ganzer Kraft gestalten und umsetzen‘! Und dabei sich gern daran erinnern, dass unser ‚Friedens-Partner‘ ‚Gott‘ sich in Jesus als ‚Störenfried‚ erwiesen hat, wenn ‚fauler Friede‘ im Spiel war …

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne.

* Skulptur von Jewgeni Wutschetisch – 1959 als Geschenk der Sowjetunion an die UNO

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Gegen Gewalt


BEGLEITENDER TEXT

Gott weist mächtige Völker zurecht und schlichtet ihren Streit,
bis hin in die fernsten Länder.
Dann schmieden sie aus ihren Schwertern Pflugscharen
und aus ihren Speerspitzen Winzermesser.
Kein Volk wird mehr das andere angreifen
und niemand lernt mehr das Kriegshandwerk.

Prophet Micha, 4,3


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