Im Kämmerlein

Von | 8. Dezember 2021

LEIT-SPRUCH
f
ür das Jahr 2022

 

Jesus Christus spricht:
WER ZU MIR KOMMT,
DEN WERDE ICH NICHT ABWEISEN.
Johannes 6,37

Zugegeben ist das eine sehr prosaisch formulierte Aussage, die der Evangelist Johannes uns da als Wegbegleitung durch das neue Jahr 2022 gibt.

Ich bin mir mit vielen darüber im Klaren, dass das nicht die Art war, wie sich der aramäische Wanderprediger Jesus von Nazareth auszudrücken pflegte.

Es ist die predigende Erfahrung an die Menschen damals in den jungen Gemeinden, die sich nicht so sicher waren, ob sie sich mit dem Nähe-Bekenntnis zu diesem Menschen Jesus, den damals viele als ‚Sohn Gottes‘ bezeichneten, auf richtigem Wege befanden.

Dazu waren die unterschiedlichen Auffassungen und Abspaltungen auch etwa 100 Jahre nach dem Tod Jesu zu heftig und  belastend. Und das entspricht ja durchaus auch unserer gegenwärtigen Situation. Auch heute sind vorgeschlagene Richtungen in Richtung ‚sinnhaftes‘ Leben vielfältig, häufig auch irritierend in ihren Bedingungen.

Allerdings gilt heute wie damals der Wunsch, für seelische Bedürfnisse ein sicheres ‚Zuhause‘ zu haben. Also einen Ort, wo diese Bedürftigkeit nach dem ‚inneren Du‘ vernommen, ernst genommen und geschützt ist.

Und da bin ich schon an einem entscheidenden Punkt unserer Wirklichkeit. Machen wir uns dieses Bedürfnis überhaupt bewusst?

Ist uns klar, dass dieses innere Bedürfnis für unsere gesamte Integrität und dem Gelingen sinnerfüllten Lebens von äußerster Bedeutung ist und unsere seelische Widerstandskraft (Resilienz) stützt?

Dieser Bewusstseinsschritt ist unabdingbare Voraussetzung, um das ‚Zuhause‘ aufzufinden. ‚Wer ‚zu mir‘ (auch ‚zu sich‘!)  kommt‘ – das ist eine Orientierungshilfe. Wer so kommt, hat ein Anliegen. Vielleicht werde ich ja so empfangen: ‚Was kann ich für dich tun?‘ So angesprochen und ernst gemeint ist das ja nie eine Floskel, sondern die Aufforderung, sich seiner aktuellen Bedürftigkeit bewusst zu werden.

Auf heutige Praxis im gesellschaftlichen Miteinander bezogen, kann das natürlich bedeuten, als Antwort zu erhalten: ‚Dafür sind wir nicht zuständig‘, was einer Abweisung gleich kommt.

Geäußerte Bedürftigkeit nach Annahme, Zufriedenheit, Verständnis, Geborgenheit, Sicherheit, Ausgeglichenheit … erhält in der Glaubenspraxis nie eine Abweisung. Hier gibt es ‚Zuständigkeiten‘, die der Evangelist Johannes  ähnlich prosaisch so auasdrückt.


„Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht mehr innerlich leer sein und ‚hungern‘ oder seelisch ‚Durst‘ haben.“ Johannes 6, 35

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir folgt, irrt nicht mehr in der Finsternis umher und wird nicht die Orientierung verlieren. Vielmehr wird er das Licht des Lebens haben.“ Johannes 8,12

„Ich bin die Tür. Er wird hinein- und hinausgehen und eine guten Lebensraum finden; geschützt und geborgen, das wahre Leben in seiner ganzen Fülle.“
Johannes 10,9 u. 10b

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Es gibt keinen anderen Weg zur Gottes-Nähe. Johannes 14,6

„Ich bin die Auferstehung und das Leben! Wer an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht von Gott getrennt. Glaubst du das?“
Johannes 11, 25 u. 26


Das ‚Zuhause‘ ist  kein irgendwo angesiedelter geographischer Ort. Es liegt in uns selbst. Als Jesus gefragt wird, wie wir in Beziehung zu einem ‚sinnerfüllten‘ Leben kommen können, gibt er eine Bild reiche Antwort. Er sagt sinngemäß: Ihr findet den Ort nicht in ‚Straßenecken‘, also draußen, sondern in euch selbst.

Dort findest du dein ‚Kämmerlein‘. So hat es Luther übersetzt. In der Grundbedeutung damaliger Bauweise in der Mitte des Hauses gelegen eine abschließbare Vorratskammer, wo Kostbares aufbewahrt wurde. Also Bild für einen sicheren Ort, auch für sich allein.

‚Dort schließe die Tür, bete und plappere nicht viel‘. Es reicht dein Bewusstsein für das, was deine Seele braucht. Das ist ‚Gebet‘ und ebnet den Weg zum seelischen Gleichgewicht. Ich bin übrigens sicher, dass in der Art dieser Antwort die tatsächliche ‚Sprache‘ Jesu erkennbar wird.

Auf diese ‚innere Tankstelle‘ werden wir in diesem Jahr gemeinsam mit der neuen Regierung mehr denn je angewiesen sein.


Eine Anregung für den Aufenthalt im ‚Kämmerlein‘:
Entzünde dir eine Kerze, schaue in ihr Licht,
mache dir bewusst, was du brauchst.
Höre dir gern zu, wenn du es aussprichst!
Du wirst dich wundern!

Dann wirst Du Möglichkeiten entdecken, aus  dem ‚Kämmerlein‘ dorthin aufzubrechen,  wo wir uns über unsere Kraft-Quelle austauschen, sie gestalten und aus ihrer Kraft verändern. Das stärkt und festigt. Diese Orte nennen wir ‚Gemeinde‘ und auch dort darf und wird es (hoffentlich) keine Abweisung geben. Vor allem bleibt die Erfahrung: Die Kraft-Quelle in dir bleibt eine vertraute Konstante. Sie bleibt unverändert verfügbar, auch, wenn Vieles sich wandelt und sich noch ‚fremd‘ anfühlen mag.


Auf weiteren Seiten dieser Homepage gibt es unterschiedliche Impulse,
zum Beispiel diese

Gang nach innen

Kurzbesinnung

Gewissheiten


LEITWORTE IN DER VERGANGENHEIT


ZU AKTUELLE THEMEN

ZUR START-SEITE