Gute alte Erfahrungen

Von | 24. Juni 2014

STAUNEN ÜBER DAS UNERWARTETE

5. Sonntag nach Trinitatis


Als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus.

Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus!

Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten.

Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen.

Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.

Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach.

Lukas-Evangelium 5,1-11


Erfahrungen prägen. Manchmal hindern sie auch. Sie lassen uns häufig – „das war immer so!“ – in gleicher Weise handeln. Der Blick für Veränderung ist verstellt und die Misserfolge sind gespeichert.

Mut sammeln‘, sagen wir und meinen, dass wir uns ’sammeln‘ und die Stimme der Ermutigung hören: ‚Fahrt hinaus!‘

OLYMPUS DIGITAL CAMERASee Genezareth: Erinnerung an Ermutigung

Was eigentlich hat Petrus Jesus sprechen hören? Hat er vielleicht auf seine Weise vom Vertrauen in das ‚Unmögliche‘ gesprochen? Hat er eine kleine ‚Anleitung‘ zum Mut-Sammeln gegeben? So etwas ist zu vermuten. Dann bekäme die Aufforderung ‚Fahrt hinaus‘  unmittelbar nach seiner ‚Rede‘ ihren Sinn. 

Wir hören und lesen häufig so viele gute Hinweise zur Gestaltung unseres Lebens, gerade auch in Zeiten einer Krise. Sie erreichen uns, verlieren aber schnell ihren ‚Aufforderungs-Charakter: ‚Hört sich gut an, das aber zu wagen ist leicht gesagt‘. So vielleicht? Da hilft nur die konkrete Handlungsanweisung: ‚Fahrt hinaus‘!  ‚Learning by doing‘! Das ist ‚Er-Mutigung‘. Das ist Impuls zum Handeln.

In dieser Prozess-Geschichte erfahren wir den Weg, wie ‚Gott‘ in uns handelt, Mut macht, Bedenken zerstreut. Es ist die Vereinigung in der Seelentiefe mit ‚Gott‘, also Anleitung zum Gebet. Das ist der Weg, um das Staunen  über das Unmögliche in unseren Erfahrungsschatz nehmen zu können. Ein ‚Erschrecken‘ ist dabei nicht ausgeschlossen. Die Erfahrung geht in die Tiefe und öffnet neue und andere Wege!

Franz v. Assisi: Beginne mit dem, was notwendig ist, dann tue dein Möglichstes und plötzlich wirst du das Unmögliche vollbringen.


Impulse

# Alte Erfahrungen, hart gewordene Ansichten,  fest getretene Wege des „Das-war- immer-so …“ verlassen und das Neue wagen!

#Wo wurde mir in meinem Leben etwas „zugemutet“ und wo bin ich „ermutigt“ worden?

# Wo habe ich das „Aber …“ vertrauend gewagt, dieses  große „Aber“ des Widerspruchs gegen alle negativen Erfahrungen, gegen die vielen Enttäuschungs-Tode?

# Vertrauen bringt  Erfolg!? Hier im Bild sind es die Fische, die das Netz fast zerreißen lassen. Kann ich das bestätigen?

# Was brauche ich, um Vertrauen in die Möglichkeiten nicht zu verlieren und dran zu bleiben?


 

 

Der Filter ‚Ich weiß es schon‘ hindert mich zu sehen.
Die Floskel ‚Das war schon immer so‘
 hindert mich zu hören.
Die Vermutung ‚Du willst ja nicht‘ hindert mich zu bitten.
Das Vorurteil ‚So bist du eben‘,hindert mich, dir neu zu begegnen.
Die Überzeugung ‚Das geht doch nicht‘ hindert mich zu experimentieren.
Die Angst ‚Ich genüge nicht‘ hindert mich zu wagen.
Die Sehnsucht zu werden, was ich sein kann, fordert mich auf trotz allem.

Max Feigenwinter, Wurzeln spüren, Neues wagen.


 

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