Grenzen durch Verantwortung

Von | 23. Mai 2014

ES GILT IMMER WIEDER NEU,
SICH IN DIESES KRAFT-FELD ZU BEGEBEN

In diesem Jahr feiern wir ‚Pfingsten‘
weiterhin im Bewusstsein von Pandemie und jetzt auch Krieg.
Ich habe mich entschieden, die nachfolgenden Beiträge nicht durch einen weiteren zu dem uns alle nach wie vor präsentem bewegenden Infektions-Ereignis zur erweitern.

Das in Bildern von kommunikativer Weite und Tiefe geschilderte ‚Wunder‘ ereignete sich in einer Zeit der ‚Krise‘. Dieser Begriff aus dem Griechischen
meint ‚Entscheidung und Unterscheidung‘.
Neu zu entscheiden und zu unterscheiden
ist die Aufforderung dieser Zeit.

Ich bitte, Leser*innen der folgenden Beiträge,
diese Aktualität mit klingen zu lassen.
So kommen die Impulse ‚gerade zur rechten Zeit‚ .

Jan-Peter Wilckens
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PFINGSTEN
DIE WEITE DES GEISTES
SETZT GRENZEN DURCH VERANTWORTUNG

Schutz 75

              Schutz durch Verantwortung       

 

PFINGSTEN IST DAS FEST DER ‚BEGEISTERUNG‘
VON HERAUSGERUFENEN

Es erinnert an die Geschichte von den Jüngern Jesu, die sich  nach seinem Tod deprimiert versammeln und plötzlich – vom Geist der Liebe erfüllt – anfangen, in allen Sprachen von Gott zu reden. So beseelt, dass sich 3000 Zuhörer taufen lassen.

Die Geburtsstunde der Kirche. ‚Kirche‘ leitet sich aus dem Griechischen ab: Bei den Griechen hieß ekklēsia die Versammlung der freien Bürger, das gesamte Volk, wenn es von einem Herold aus den Häusern gerufen wurde – Herausgerufene. Diesen Begriff verwendet Paulus, wenn er von denen spricht, die sich ‚im Glauben‘ versammeln. In ‚Kirche‘ versammeln sich also ‚Herausgerufene‘.


‚Von solch pfingstlichem Aufbruch ist heute in Kirche und Gesellschaft nichts zu merken. Das Bild unserer Tage ist das biblische Gegenbild zum Pfingstwunder: Der Turmbau zu Babel. Ein rastloses Bauen und Machen, Suchen und Forschen prägt die Gegenwart. An der Spitze die Gen- und Biotechnik. Eine entfesselte Wissenschaft spielt Roulette mit der Schöpfung. Es ist von sträflicher Blauäugigkeit, wenn Verantwortungsträger glauben, die erwünschten Ergebnisse ließen sich nutzen und unerwünschte verhindern. Die Hybris einzelner Wissenschaftler und die Habgier der sie alimentierenden Konzerne wird dafür sorgen, dass gemacht wird, was machbar ist – auch der Mensch nach Maß.

 

BabelBruegel

Gemälde von Bruegel: Der Turmbau von Babel


‚Es gibt nur eine Sprache: Die Liebe.
Es gibt nur eine Tat. Die Liebe.

Gott, führ uns hinein in deine Liebe,
dass wir in ihr in der Welt wirken können,
solange es Tag ist,
und am Abend eingehen in deine Herrlichkeit.
Amen.‘
Photius v. Alexandrien


Hier können nur noch die Kirchen Grenzen setzen. Nur die Theologen haben den Schlüssel in der Hand zum Verständnis der tieferen Ursachen des manischen Forschens: das unbewusste Verlangen, wie Gott zu sein, und das Unvermögen, Leid und Tod, Krankheit und Behinderung zu ertragen. Nur die Theologen können ein nicht mehr hinterfragbares Argument gegen das Gen-Roulette stellen: Es verbietet sich, wie Gott sein zu wollen.

Blinde Fortschrittsgläubigkeit führt in den Abgrund. Die Wissenschaft kann uns nicht sagen, wo die Reise hingehen soll – je mehr Wissen sie anhäuft, umso weniger verstehen wir. So illusionär es klingen mag: Nur im Koordinatensystem der biblischen Bilder kann der aus dem christlich-jüdischen Denken gekommene Westen noch zuverlässig den Kurs bestimmen, der vom Abgrund wegführt. Dazu bedarf es aber einer pfingstlichen Initialzündung: Die Kirchen selbst müssen erst einmal wieder anfangen, sich der Kraft dieser Bilder rückhaltlos anzuvertrauen‘.

Kristian Stemmler Redakteur „Hamburger Abendblatt“, Pfingsten 2006


PFINGSTLICHE ZENTRIERUNG              

In unserem visuellen Zeitalter ist es eine Herausforderung, an etwas zu glauben, das wir nicht sehen. Der ‚Stachel der Skepsis‘ sitzt uns im Kopf. Das Pfingst-Fest bietet der Skepsis eine Hilfe: Da wird etwas sichtbar, da gibt es etwas  zu sehen!

Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
Apostelgeschichte 2,1-4

Das Pfingstereignis ist das spirituelle Ereignis, das die ‚christliche Bewegung‘ begründet. Seit 2000 Jahren gilt es, sich immer wieder neu in dieses Kraftfeld zu begeben. Unsere Vorfahren beschrieben mit „Ora et labora“ – bete und arbeite – das Spannungsgefüge dieses Kraftfeldes, das sich auch in der Polarität von ‚Kampf und Kontemplation‘  zeigt.

 

MittelpunktBezug

               

Ich stelle mir vor: Einen Kreis mit seinem Mittelpunkt. Ein Bild für unser „spirituelles System“.
Dabei gilt: Alle Ereignisse stehen in Beziehung zum Zentrum. Die Freiheit des Handelns liegt in der Bindung an dieses ‚Zentrum der Liebe‘. Gerät das Zentrum aus dem Blick, verlagert sich das gesamte Bezugs-System und Unfreiheit und Willkür sind die Folge.

‚Pfingsten sind die Geschenke am geringsten‘, sagt der Volksmund. Stimmt das? Ich meine nach allem Dargelegten: Nein, das stimmt nicht. Pfingsten ist das  größte ‚WORLD-WIDE-WEB‘ aller Zeiten. Pfingsten ist größtes universales Kraftfeld! Mehr Geschenk kann nicht sein.


      ‚Stellt euch die Welt als einen Kreis vor,
dessen Mitte Gott ist
und dessen Strahlen
die verschiedenen Lebensweisen der Menschen sind.
Wenn alle, die Gott nahe kommen wollen,
zur Mitte des Kreises gehen,
nähern sie sich gleichzeitig einander und Gott.
Je mehr sie sich Gott nähern,
desto mehr nähern sie sich einander.
Und je mehr sie sich einander nähern,
desto mehr nähern sie sich Gott‘.
Dorotheus v. Gaza, 6. Jahrhundert


PFINGSTEN FEIERN
Unsere Widerstandskraft lebt davon, dass wir feiern, sagt ein Afrikaner. Die christlichen Feste, denke ich, sind auch nicht dazu erfunden worden, etwas Abwechslung in unseren grauen Alltag zu bringen. Sie sind entstanden, um unsere Widerstandskraft zu stärken – als Kraft gegen Resignation und Gleichgültigkeit – und für den Frieden auf Erden.
Manfred Wester 


VOM PFINGSTLICHEN GEIST DER LIEBE BESTIMMT

Der Apostel Paulus beschreibt in seinem Ersten Brief an die Gemeinde in Korinth (1.Korinther 13) im ‚Das Hohelied der Liebe‘ in großartiger Weise die Bedeutung der Liebe. Jörg Zink hat diese Beschreibung in unsere Sprachvorstellung übertragen.

‚Die Liebe ist langmütig und freundlich. Sie nimmt es in Kauf, dass sie getäuscht wird. Sie nimmt es in Kauf, dass man ihr Vertrauen ausbeutet und ihre Geduld ausnützt. Sie lässt sich geduldig sagen,  sie unterschätze die Bosheit und ihre Macht,  sie sei naiv und erkenne die harte Wirklichkeit nicht.

 Sie lässt es sich sagen, weil sie die Wirklichkeit anders kennt. und von einer anderen Seite her, als der Hass und die Menschenverachtung die Wirklichkeit zu kennen meinen. Sie ahnt, wie Gott die Menschen sieht  und was Gott mit ihnen gemeint hat. Sie lässt sich lieber betrügen als dass sie Misstrauen hegte, denn nichts ist so sehr gegen die Wahrheit wie der böse Verdacht und das vorschnelle Urteil.


Kreuz im Altar-Raum von Taizé

Die Liebe gibt niemanden auf. Sie rechnet mit Wundern. Wer sollte in dieser Welt mit Wundern rechnen, wenn nicht die Liebe? Sie rechnet vor allem immerund immer wieder mit dem Wunder, dass ein Mensch sich wandelt  gegen alle Befürchtungen und Prognosen. Sie hält jedem Menschen den Raum frei, in dem er sich wandeln kann, und kennt keine hoffnungslosen Fälle. Sie setzt keine Fristen. Sie resigniert nicht und lebt im Frieden mit der langen Zeit.

 Die Liebe ist frei von Gewohnheiten und von Konventionen. Sie muss nicht tun, was man tut. Sie darf nicht immer nur, was man darf. Sie hat ihre eigenen Wege, ungewöhnliche manchmal und gefährliche, und manchmal liebt sie gegen das Recht und gegen die Sitte. Um eines Menschen willen.

Aber die Liebe verstößt niemals ohne Not gegen den Takt und die Zartheit, auf die die Menschen so sehr angewiesen sind. Und oft wird sie ein Wort nicht sagen, obwohl es wahr ist. Die Liebe wird immer wieder, was falsch läuft unter den Menschen, beim Namen nennen. Aber nicht, um recht zu haben. Und sie wird unermüdlich neu beginnen und kein Gedächtnis haben für erlittenes Unrecht.

 Suchen wir nach der höchsten aller Künste,  so wird es die Liebe sein. Es ist die Kunst, die in unserer Zeit, der Zeit der Mutlosigkeit und der Depressionen, vor anderen nötig ist und die nur die Liebe beherrscht: Mut zu geben für den nächsten Tag. Denn was bleibt bis zum nächsten Tag, stiftenden die Liebenden‘.

Aus: Jörg Zink, ‚Was bleibt, stiften die Liebenden‘

Weitere Impulse

Bedeutendes
Ein schwieriges Fest verstehen

Dabei sein, wenn der Geist von unten aufbricht
Aus ängstlicher Abhängigkeit in mutige Freiheit

Leben aus der Mitte
Energien ordnen und harmonisieren

Erfahrungsskala für Lebendigkeit
Messeinheiten

Energie-Zufuhr
Kontakt zur ‚Oberleitung‘ 

Die schöne Kirche
Kult-Ur-Ort

Web-Fehler
‚Maschenloch‘ für den Geist

Hauch des Lebens
Ein Hauch, der Flügel entfaltet

Durchforsche mich!
Orientierung in Herausforderungen

Quelle in dir
Eine Kurzbesinnung von Sören Callsen

Gestaltende Geistes-Kraft weckt Blick
Schaut hin!



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