Existenzielles

Von | 14. November 2013

ZWEITER BRIEF AUS DER OASE

Taizé, 26.Oktober 2008

Ich bin in Taizé. Über vierzig Jahre ist Taizé in Frankreich für mich zu einer „Oase“ geworden. Vor vierzig Jahren fuhr ich erstmals mit Jugendlichen in dieses Dorf im burgundischen Land. Ich kann in dieser Oase immer wieder neu mein Leben betrachten und erhalte aus Stille, Gebet und Begegnung Anstöße. erhalte aus Stille, Gebet und Begegnung Anstöße.

 Anrede 1

 

Jesus vergleicht das Leben in enger Beziehung zu Gott mit einem ‚Festmahl‘. Wir stellen es uns vor: Mehr als ein gelungenes Buffet. Alles stimmt: Die Speisen, das Ambiente, der Gastgeber, die Gäste. Also, eigentlich unverständlich, wenn das nicht lockt! Es gibt Absagen. Die Gründe sind: Besitz regeln, Arbeitsvoraussetzungen überprüfen, Beziehung pflegen. Die Begründungen für die Absagen verdrängen das farbenfrohe Bild eines Festmahles.


Jesus sagte zu ihm: Ein Mann veranstaltete ein großes Festmahl und lud viele dazu ein. Als das Fest beginnen sollte, schickte er seinen Diener und ließ den Gästen, die er eingeladen hatte, sagen: Kommt, es steht alles bereit! Aber einer nach dem andern ließ sich entschuldigen. Der erste ließ ihm sagen: Ich habe einen Acker gekauft und muss jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich! Ein anderer sagte: Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich! Wieder ein anderer sagte: Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen. Der Diener kehrte zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig … und sagte: Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teilnehmen.  Lukas-Evangelium 14, 16-21


Der Gastgeber wird zornig. Es ist für ihn unerträglich, dass seine Einladung nicht angenommen wird. Die Gründe lässt er nicht gelten. Besitz, Arbeit, Beziehung sind keine stichhaltigen Begründungen? Schließlich geht es doch um Lebens-Existenz! Auf Besitz, Arbeit und Beziehung ruht unsere Existenz! Ich denke über den Zorn nach. Ich werde auch ungehalten, wenn ich etwas nicht erreiche, das ich für mein Leben und für mein Lebens-Verständnis aber für unabdingbar wichtig halte. Der ‚Bruder‘ aus der „Gemeinschaft von Taizé“, der uns während unseres Aufenthaltes begleitet, sagt: ‚Liebe hasst das Vakuum‘. Und dann wird es deutlich: Besitz, Arbeit und Beziehung haben in einem ‚Vakuum‘ keine Existenz. Sie brauchen das ‚Festmahl‘. Sie müssen darin eingebunden sein – mehr noch: Besitz, Arbeit und Beziehung sind Mittel, nicht das Ziel! Das Fest-Mahl ist Bild für Lebensziel! Es ist Ausdruck der Sehnsucht Gottes – „die Sehnsucht Gottes ist der Mensch“, sagt Augustinus (354-430). Wenn dieses Existenzielle unseres Lebens aus dem Blick gerät, werden die Mittel zum Ersatz-Ziel; dann werden Besitz, Arbeit und Beziehung überfrachtet und sie bringen fortlaufend Unzufriedenheit „zur Welt“. Ich frage mich und Euch, was es für unser Leben bedeutete, wenn wir Besitz, Arbeit und Beziehung als Mittel zu dem großen Ziel ‚inneren Friedens‘ verstehen würden? Hier in Taizé ist das alles so einfach. Hier lebt eine Gemeinschaft ihre Beziehung als Mittel. Auch Arbeit und Besitz werden geteilt und sind Mittel, um das „Festmahl der Beziehung zu Gott“ leben zu können. Die Gottesdienste dreimal am Tag tragen den Glanz eines ‚Festmahles‘!

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Viele scheinen diesen Zusammenhang „begreifen“ zu wollen, denn für eine Woche leben wir in kleinen Gruppen, arbeiten, teilen und feiern … Bewegt von dieser Lebens-‚Ordnung‘ grüßt Euch

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