Zeit der Ernte

Von | 10. September 2013

Danken mit Herz

In Ephesus gibt es Ärger. Da wird rigide Enthaltsamkeit als Voraussetzung für ein erfülltes Leben gelehrt. Wer nicht heiratet, wer bestimmte Speisen meidet, führt ein besonders anerkanntes Leben. So die Lehre. Paulus setzt dem entgegen:

Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es mit Dank genossen wird, es wird durch Gottes Wort und durch das Gebet geheiligt. Brief an Timotheus 4,4-5 
Die Problematik der ‚Lehre‘ damals in Ephesus ist heute gesellschaftlich nicht mehr aktuell. Das Gegenteil aber ist sehr aktuell: Es gibt eine Ideologie des ‚Alles-Haben-Müssens‘ und keineswegs versteckt lautet die Botschaft: Wenn du viel hast, dann hast du das Leben.
 
Unsere Konsumgesellschaft lebt von dieser ‚Ideologie‘ und wo Märkte ‚einbrechen‘ und diese ‚Lehre‘ entleert zu werden droht, gibt es große Aufregung und viel Ehrgeiz, neue Märkte zu erschließen, damit die Konsumrate nicht sinkt. Die Ideologie von den Maximen ‚viel und Vieles zu haben‘ und damit den Sinn des Lebens zu definieren, hat verhängnisvolle Konsequenzen.

Konsequenz ist die Massenproduktion mit ihren Auswüchsen. ‚Gammelfleisch‘ und ‚Energie statt Brot‘ und bewusst falsch deklarierte Produkte stehen als Beispiele.

Was Paulus damals in der Ephesus-Situation argumentativ einsetzte, das gilt auch für unsere Situation.

.RindDank

Der Dank ist die Garantie dafür, dass der ‚Verbraucher‘ in eine ‚Beziehung zum Produkt‘ tritt. Das ‚Produkt‘ ist Gabe des Schöpfers und die Beziehung zum Schöpfer bestimmt die Beziehung zur Gabe! Das meint der Begriff heiligt.

Der Dank also heiligt die Gaben. Der Verbraucher gibt eine Antwort und übernimmt damit Ver-Antwort-ung.

Dankende Menschen kennen keine Butterberge und sie kennen auch keine Kühlhäuser, in denen das Fleisch vor sich hingammelt, um die Markt-Preise zu steuern. Sie kennen auch keine Billig-Produkte aus Massentierhaltung.

 

 ANSTÖSSE ZUM THEMA


EIN FIKTIVER (SPIRITUELLER) DIALOG

‚GOTT‘

‚Ich habe euch eine Welt im Gleichgewicht geschaffen. Ich lebe mit euch in dieser Welt. Zunehmend leide ich unter dem entstandenen Ungleichgewicht.
Ohne euer verantwortliches Leben und Handeln
wird sie weiter aus dem Gleichgewicht geraten.
Ich brauche eure Solidarität mit meiner Vorstellung von Verantwortung und Gerechtigkeit.‘

MENSCH

‚Danke, auch für die Erinnerung. Ich lebe gern mit dir in dieser Welt.
Du kannst Dich auf meine Bereitschaft zur Verantwortung verlassen.

Ich werde alles mir Mögliche tun
und dafür auch andere Menschen zu gewinnen versuchen.‘


STILLE VOR DER MAHLZEIT
Ich blicke auf – und sehe mein Essen.

Ich blicke hindurch – und erkenne meinen Schöpfer.
Ich blicke hinein – und staune über die Vielfalt.
So danke ich.
So esse ich.


 WELCHE ‚BERGE‘?

„Hättet ihr Glauben, so käme euch die Kraft, Berge zu versetzen.“
So wiederholen wir ungläubig Sein Wort in unseren Liturgien.
Finden es unglaublich und zählen fließend  auf – die Berge der Hindernisse:
Die Berge unserer alten Waffen und Superwaffen.
Die Berge unseres Unverstandes und der Stubenweisheiten.
Die Berge unserer Ohnmacht und Faulheit.
Die Berge unserer Angst und heroischen Sucht.
Die Berge unserer Feigheit und Großraumhoffnungen.
Die Berge unserer Kleinlichkeit und Großspurigkeit.
Erst als jemand mit fröhlich-schelmischer Gebärde das Sandkorn in der Hand wiegt,
beginnen wir mit der Arbeit und schaufeln frei das unebene Land.
Cristy Orzechowski


NAHRUNGSMITTELKNAPPHEIT

Dazu fand ich diese Satire.

Das UNO-Hauptquartier machte eine Umfrage bei allen Mitgliedstaaten.
Die Frage lautete:
‚Bitte, sagen Sie uns Ihre ehrliche Meinung
zur Lösung der Lebensmittelknappheit im Rest der Welt.‘
Die Umfrage war ein totaler Reinfall,
denn
in Afrika wussten sie nicht, was ‚Nahrungsmittel‘ bedeutet;
in West-Europa konnten sie
mit dem Begriff ‚Knappheit‘ nichts anfangen; 

in Ost-Europa wussten sie nicht, was ‚ehrlich‘ ist;
im Nahen Osten wussten sie nicht, was eine ‚Lösung‘ bedeutet;
in Asien wussten sie nicht, was ‚Meinung‘ ist;
in Süd-Amerika wussten sie nicht,
was ‚Bitte‘ bedeutet
und in den USA wussten sie nicht,
wo der ‚Rest der Welt‘ liegt.


OHNE SONNTAGE GIBT ES NUR NOCH WERKTAGE

Danken braucht Ort und Zeit.

Es ist gut, an dieser Stelle auch den Sonntag
als ‚Ort und Zeit‘
für das ‚Denken an den Dank‘ in den Blick zu nehmen.

Der Sonntag ist dieses Angebot.

Manche empfinden es als ‚trostlos‘,
wenn die Innenstädte an Sonntagen wie ausgestorben wirken.

Manche ärgern sich darüber, dass nirgends ein Laden geöffnet hat.

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 Es wäre aber auch als Chance zu begreifen,
innezuhalten und zur Ruhe zu kommen.

Vielleicht müssen wir auch dazu gedrängt werden,
aus den Zwängen des Alltags regelmäßig in eine solche Freiheit treten zu können.

Der ‚Ruhetag‘ bewahrt die Gesellschaft davor,
auf Betriebswirtschaft reduziert zu werden.

‚Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebten Tage sollst du ruhen‘,
heißt es im 2.Buch Mose.

Wir kennen es als ‚3. Gebot‘:
Du sollst den Feiertag heiligen.
Das ist mehr als eine ‚religiöse Marotte‘ –

das ist ‚Bewahrung zum Leben‘!


DAS PROFANE WIRD HEILIG

Dankbarkeit ist das religiöse Grundgefühl.
Dankbarkeit ist Sinn und Geschmack fürs Unverdiente.
Sie geht sogar dem Bitten voraus.
Denn an wen soll ich meine Bitte richten,
wenn nicht an den,
dem ich dankbar bin?
Das Dankgebet ist die Voraussetzung für das Bittgebet.
Eltern schärfen ihren Kindern ‚bitte‘ als ‚Zauberwort‘ ein.
Dabei hat ‚danke‘ viel mehr Magie.
Ehrlich empfundenes Danken
verändert den Blick auf das Leben.
Es erhöht Profanes in die Welt des Heiligen.
Eine biblische Weisheit drückt das so aus:
‚Denn alles von Gott Geschaffene ist gut,
und nichts ist verwerflich,
das mit Dank empfangen wird.‘
David Grabow


DER ‚VIER-D-LEBENSWANDEL‘

Dank
Ich stelle mein Leben und was ich habe in Beziehung zu
Gott
und damit in den großen Zusammenhang des Lebens.

Demut 

Ich übernehme Verantwortung und bewahre mich vor der Haltung,
alles sei machbar und verfügbar.

Denken

Ich reflektiere mein Handeln vor dem Hintergrund der „Bewahrung der Schöpfung“.

 Dienst

Ich stelle mein Handeln in den Dienst für die Gemeinschaft
und trage so zu einer „Dienst-Gemeinschaft“ bei,

die Perspektive vertritt und die gegen einsame Alleingänge steht.


DANK GEGEN GEFRÄßIGE STILLE


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