Aufs Dach steigen

Von | 30. September 2014

Konsequenzen einer ‚tiefer‘ liegenden Störung

19. Sonntag nach Trinitatis

Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab.

Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!

Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?

Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher?

10 Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause!

Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.

Markus-Evangelium 2,1-12


AUFS DACH STEIGEN!

Der Ausspruch ‚Jemanden aufs Dach steigen‘ hat Eingang  in unsere Umgangssprache gefunden und meint immer ein ungewöhnliches, Grenzen überschreitendes Einmischen und Eingreifen.

Dem hier geschilderten ‚Eingreifen’mag eine Kette von in die Resignation treibenden Enttäuschungen voran gegangen sein. Nur aus einem solchen Defizit-Erleben wagen Menschen Außergewöhnliches.

Ihre Motivation ist davon gekennzeichnet, den Ort der Hilfe zu ‚kennen‘. Sie ahnen wohl eher, dass sie dem ‚heilenden Zentrum der Ganzheitlichkeit‘ nahe sind und da gibt es kein ‚Wenn‘ und kein ‚Aber‘!

Die Reaktion Jesu ist ein Plädoyer für solidarisches Handeln: Als Jesus ihren Glauben sah …

Das Handeln Jesu allerdings ist für alle überraschend. Er definiert die Lähmung als Konsequenz einer tiefer liegenden ‚Störung‘ – diese nennt er ‚Sünde‘ und meint damit den Verlust der innigen Gottes-Beziehung. Indem er diese Not erkennt und zu dem Mann so in Beziehung tritt, ist aufgehoben, was wirklich lähmt!

ModellSuende

Trennung aufheben

Schließlich bedarf es nach dieser ‚Klärung‘ nur der schlichten Aufforderung: ‚Steh auf!‘  Der Mann stand sofort auf und nahm unter die Arme, was ihn an seine Lähmung erinnert.


Impulse

  • Wo musste und müsste ich mir selbst ‚aufs Dach steigen‘, das Ungewöhnliche wagen und mich anvertrauen?

  • Aus welcher ‚Lähmung‘ möchte ich ‚aufstehen‘?

  • Kann ich meine ‚Störungen‘ in den ganzheitlichen Zusammenhang stellen?


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