Zwölf Forderungen

Von | 18. Februar 2015

                               Zwölf Forderungen eines Kindes an seine Eltern 
  

  1. Verwöhne mich nicht! Ich weiß genau, dass ich nicht alles bekommen kann – ich will dich nur auf die Probe stellen.
  2. Sei nicht ängstlich, mit mir im Umgang standhaft zu bleiben! Mir ist Haltung wichtig, weil ich mich dann sicherer fühle.
  3. Weise mich nicht im Beisein anderer zurecht, wenn es sich vermeiden lässt! Ich werde deinen Worten mehr Bedeutung schenken, wenn du mit mir leise und unter vier Augen sprichst.  

FreiheitBindungIn die Bindung freigegeben

  1. Sei nicht fassungslos, wenn ich sage: „Ich hasse Dich!“ Ich hasse dich nicht, sondern deine Macht, meine Pläne zu durchkreuzen.
  2. Bewahre mich nicht immer vor den Folgen meines Tuns! Ich muss auch peinliche und schmerzhafte Erfahrungen machen, um innerlich zu reifen.
  3. Meckere nicht ständig! Ansonsten schütze ich mich dadurch, dass ich mich taub stelle.
  4. Mache keine vorschnellen Versprechungen! Wenn du dich nicht an deine Versprechungen hältst, fühle ich mich schrecklich im Stich gelassen.
  5. Sei nicht inkonsequent! Das macht mich unsicher und ich verliere mein Vertrauen zu dir.
  6. Unterbrich mich nicht und höre mir zu, wenn ich Fragen stelle! Sonst wende ich mich an andere, um dort meine Informationen zu bekommen.
  7. Lache nicht über meine Ängste! Sie sind erschreckend echt, aber du kannst mir helfen, wenn du versuchst mich ernst zu nehmen.
  8. Denke nicht, dass es unter deiner Würde sei, dich bei mir zu entschuldigen! Ehrliche Entschuldigungen erwecken bei mir das Gefühl von Zuneigung und Verständnis.
  9. Versuche nicht, so zu tun als seiest du perfekt und unfehlbar! Der Schock ist groß, wenn ich herausfinde, dass du es doch nicht bist.

Ich wachse so schnell auf und es ist sicher schwer für dich, mit mir Schritt zu halten. Aber jeder Tag ist wertvoll, an dem du es versuchst.

Verfasser und Quelle unbekannt


Liebe Kinder!
Lasst euch die Kindheit nicht austreiben! Schaut, die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nichts mehr gilt. Ihr Leben kommt ihnen vor wie eine Dauerwurst, die sie allmählich aufessen, und was gegessen worden ist, existiert nicht mehr …

Müsste man nicht in seinem Leben wie in einem Haus treppauf treppab gehen können? Was soll  die schönste Etage ohne den Keller mit den duftenden Obstborden und ohne Erdgeschoss mit der knarrenden Haustür und der scheppernden Klingel?

Nun, die meisten leben so! Sie stehen auf der obersten Stufe, erst waren sie Kinder, dann werden sie Erwachsene, aber was sind sie nun?

Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch!

Erich Kästner


 

IRRTUM
 Kinder sind kleine Menschen – deshalb brauchen sie nicht viel.

NEIN
 KINDER SIND KLEINE MENSCHEN – DESHALB BRAUCHEN SIE SEHR VIEL!


HUNDERT MÖGLICKEITEN

Ein Kind hat hundert Möglichkeiten, ein Kind hat hundert Sprachen,
ein Kind hat hundert Hände, ein Kind hat hundert Gedanken.

Es besitzt hundert Weisen zu denken,
es besitzt hundert Weisen zu spielen,
es besitzt hundert Weisen zu sprechen.

Hundert, immer hundert Weisen zu hören,
Hundert, immer hundert Weisen zu staunen,
Hundert, immer hundert Weisen zu lieben.
Hundert Möglichkeiten zum Singen,
Hundert Möglichkeiten zum Verstehen.
Hundert Welten zu erfinden,
hundert Welten zu träumen.

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Ein Kind hat hundert Sprachen,
aber neunundneunzig werden ihm geraubt.
Die Schule und die Kultur trennen ihm den Geist vom Leib.
Ihm wird vorgeschrieben:
Ohne Hände zu denken, ohne Kopf zu handeln;
nur zu hören, nicht zu sprechen,
ohne Phantasie zu verstehen.

Nur an Ostern und Weihnachten zu staunen und zu lieben.

Ihm wird vorgeschrieben:
Die immer schon bestehende Welt zu entdecken,
von den ehemaligen hundert Welten werden neunundneunzig weggenommen.

Ihm wird vorgeschrieben:
Dass Spiel und Arbeit, Wirklichkeit und Phantasie, Wissenschaft und Vorstellungskraft,
Himmel und Erde, Vernunft und Träume Dinge sind,
die nicht zusammenpassen.

Ihm wird also gesagt,
dass es die Zahl hundert nicht gibt.
Ein Kind aber sagt: ‚…und es gibt sie doch!
Loris Malaguzzi


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