Sorge und Fürsorge

Von | 2. September 2014

VERTRAUEN SCHÜTZT VOR ABHÄNGIGKEIT
15. Sonntag nach Trinitatis 

Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?
Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
Euch aber muss  es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.
Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

Matthäus 6, 25-34


 

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Lilie in der Wüste – auf kargem Boden, wie Jesus sie kannte.
Wenn ihre Zeit gekommen ist, blüht sie!
Sinnbild für Vertrauen.

Sorge frisst Vertrauen! Was bedeutet es, dass jemand weiß, was ich brauche?  Diesem ‚Ur‘-Vertrauen verdanken wir unser Leben. Dieses Vertrauen entwickelte sich nicht über unser Denken, sondern es ist wie eine Ur-Kraft in jeden Menschen gesetzt.

Mit dem Denken allerdings verliert diese Ur-Kraft ihre unmittelbare Wirkung. Ein Leben lang lagern sich Erfahrungen ab, die dieses Vertrauen nicht mehr so unmittelbar zugänglich machen.

Dennoch bleibt die Sehnsucht nach diesem Lebens-Gefühl. Sie sucht nach Wegen der Befriedigung. Ersatz bringt – wenn auch vorübergehend – Befriedigung und nach der Gewohnheit folgt die Sucht. Aus dem ‚freien‘ Leben aus Vertrauen ist das ‚abhängige‘ Leben aus Ersatzbefriedigung geworden. Alle Sorge gilt jetzt dieser Befriedigung.

Diese Not kennt Jesus. Er hat sich früh damit auseinandersetzen müssen und ist den ‚Weg des Vertrauens‘ konsequent gegangen:  ‚Mein himmlischer Vater weiß, was ich brauche!‘  Das hat ihn unabhängig gemacht. Und diese Unabhängigkeit hat er ‚gepflegt‘, indem er sich zum Beispiel Zeiten der Stille für das Gebet nahm.

Diese Lebens-Erfahrung kleidet Jesus in nachvollziehbare Bilder und sein Werben um ein Leben in Freiheit drückt er sinngemäß so aus: Euch muss es zuerst um Gottes unmittelbare Nähe in Eurem Leben gehen – dann werden die alltäglichen Lebens-‚Mittel‘ nicht zum Ersatz für euren tiefen Lebens-Hunger.


 

Impulse

  • Wie stark ist mein Leben von der ‚Sorge‘ bestimmt und wem dient sie?

  • Wie komme ich aus dem Sog der ‚Sorge‘ in die Freiheit der Für-Sorge?

  • Wie ‚für-sorglich‘ gehe ich mit mir um?

  • Gebe ich ‚Gott‘ in meinem Leben Raum?

  • Welche Bedeutung hat in diesem Sinne das ‚Gebet‘ für mich?


 

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