Sonntags-Hasser

Von | 19. Februar 2014

Anrede 1

25. September 2007

Seid ihr auch „Sonntagshasser“? Könnt ihr manchmal diese ‚Leere‘ aus ‚keine Schule‘, ’nicht in den Betrieb, nicht ins Büro zu müssen‘ schwer ertragen?

Leere ist nie auszuhalten. Sie will gefüllt sein. In der Werbung werden uns die entsprechenden Angebote zum Füllen gemacht. So lese ich im Bahnhof auf den Zug wartend eben dieses: ‚Sonntagshasser? – Gehen Sie doch im Bahnhof shoppen!‘

Hier wird suggeriert, dass der Leere erfolgreich begegnet werden kann: Das tun, was Sie sonst auch tun!  Sie müssen was um die Ohren haben!

Die Gefahr der Gewöhnung an Ersatz ist nicht gering. Experten sehen in der ständigen Suche nach solcher Leere-‚Füllung‘ das Einfallstor zur Abhängigkeit und Sucht. Klammheimlich schleichen sich die alltäglichen Verpflichtungsmuster ein, nicht selten legitimiert aus wirtschaftlicher Notwendigkeit oder ‚Freizeit braucht Qualität‘. Sonntags-Öffnung von Geschäften sind da nur ein Beispiel. ‚Wenn wir alle Zeiten verödet und alle Festtage aufgegeben haben, werden wir merken, dass man Geld nicht essen kann und dass der Profit keinen Geist ernährt‘, habe ich irgendwo gelesen.

Am Ende bleibt aber die ‚Leere‘ und ich kenne nicht wenige, die nach dem Wochenende ermattet und ermüdet vom ‚Sonntags-Stress‘ in die Arbeitswoche zurückkehren.

Die Leere anders füllen? Die alten (Sonntags)Traditionen geben einen Hinweis. Der sonntägliche Gottesdienst hat nach wie vor seinen angestammten Platz als Ausdruck einer anderen ‚Füllung‘. Aus dieser Position formulieren Christen ihre Mahnung gegen die Aushöhlung des Sonntags ab: ‚Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage‘.

‚Welche Kühnheit, der gegenwärtigen Lebensplage, dem knechtischen Leben mit dem Sonntag sein endgültiges Recht zu bestreiten: sich die Poesie der Lieder und der Gebete zu erlauben; andere Kleider anzuziehen, festlich zu essen und zu trinken und damit den zu spielen, der man erst werden wird! Die anderen Kleider und das andere Verhalten sind nicht nur Äußerlichkeiten, sie sind der Hinweis auf den Geist der Sache‘, schreibt Fulbert Steffensky in „Schwarzbrot-Spiritualität“.


Erwin Helmer
Man kann den Sonntag eln ‚soziales Biotop’ nennen. Und das ist ein schöner Begriff. Wir brauchen Biotope, damit etwas leben und wachsen kann. Der Sonntag ist etwas, das man schützen und hegen muss. Und worum man einen Zaun bauen muss, weil die Begehrlichkeiten von außen schon sehr groß sind. Familie kann nur funktionieren, wenn man immer wieder sagt: Es gibt geschützte Zeiten, um Familie zu sein. Oder um Feste zu feiern.

Philip Büttner
Am Sonntag spürt man ja auch, dass die gesamte Gesellschaft, das Gemeinwesen irgendwie aufatmet. Ich meine diese Erfahrung, dass man auch auf den Straßen niemanden sieht, der mit Einkaufstüten umherhetzt, dass die Leute alle ein bisschen langsamer gehen,dass sich der Puls ein bisschen senkt, dass die Verdichtung unserer Zeit. die wir im Alltag alle spüren, an diesem Tag fehlt. Eine Auszeit muss man kollektiv erleben.

Erwin Helmer ist kath. Betriebsseelsorger. Philipp Büttner ist Soziologe. Beide sind Mitinitiatoren der bundesweiten Allianz für den freien Sonntag.
Auszug aus einem Interview, Publik Form EXTRA 1/09


Eine ‚Ruhe-Zeit‘ kann helfen, das eigene Leben ‚im Lichte Gottes‘ betrachten; sich zum Beispiel dieser Frage stellen: Was muss ich aufgeben, um zu dem zu gelangen, das wirklich wichtig für mein Leben ist? Was muss ich weniger tun, um mehr zu sein?

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Ihr selbst könnt ‚Oasen‘ schaffen. Zum Beispiel könnt ihr eine ‚Tisch-Gemeinschaft‘ organisieren. Bereitet gemeinsam ein Essen, ladet dazu ein und erlebt, wie sich beim Essen die guten Gespräche einstellen. Gönnt Euch eine Zeit gemeinsamer Stille und tauscht Euch aus. Eine andere Form von ‚Party‘!

Manche Kirchengemeinden bieten solche ‚Oasen der Orientierung‘. Sie bieten Raum für das, was sonst im Alltag keinen Platz hat und gleichzeitig diesen Alltag ‚befruchtet‘.

Sie verfügen über Voraussetzungen, nicht nur über die von Küche und Räumen!

Ihr könnt Euch auch gern mit mir in Verbindung setzen. Dann suchen wir gemeinsam nach einer Strategie gegen den ‚Sonntagshass‘!

Ich grüße Euch freundlich!

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So könnt ihr zu mir Kontakt aufnehmen.

Weitere Gedanken zu dem Thema: Zehn große Freiheiten 

 

 ZU FIKTIVER BRIEF