So will ich es machen

Von | 30. September 2014

 

 

ERNTE-DANK-FEST
Liebe Seele, du hast einen guten Vorrat …

 

Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht?

Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt.

Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll.

Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens!

Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.

Lukas-Evangelium 12, 13-21
Einheits-Übersetzung

 

16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen.
17 Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle.
18 Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte
19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut!
20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?
21 So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.

Lukas-Evangelium 12, 13-21
Luther-Übersetzung


SO WILL ICH ES MACHEN …!

Einsamen Entscheidungen fehlt die Perspektive. Sie entstehen aus  Egozentrik des Denkens und Fühlens.

Erntedank richtet sich so gesehen immer an die Gemeinschaft, die sich aus dem sozialen Miteinander und der Bindung an Gott definiert.

Diese Sicht wird in einer sehr alten Episode aus den Anfängen des Volkes Israel deutlich. Nach dem Aufbruch aus der Unterdrückung in Ägypten und der sich hinziehenden Erfüllung eines Lebens in sozialer Sicherheit und  akutem Hungern murrt das Volk.

Das Aufbegehren hat Konsequenzen: Es gibt zu Essen und – es gibt eine deutliche Erinnerung an die Bedeutung spiritueller Bindung. Nach der Überraschung wächst die Erfahrung: Unter dieser Bindung geht es fürsorglich und gerecht zu.

FuelleVertrauen

Vertrauen in ganzheitliche Versorgung

 

Dann aber setzt sich die Tendenz ‚einsamer Entscheidungen‘ durch. Die gute Erfahrung verliert sich und die Menschen fangen an zu horten: Zeichen wachsenden Misstrauens. Das Misstrauen frisst an der Substanz. Bildhaft drückt es die Episode so aus: Die Nahrung wurde voller Würmer und stinkend. Es ist an dieser Stelle nur ein kleiner gedanklicher Schritt zu den ‚faulen Krediten‘ und zu den ‚bad banks‘.*

Erntedank ist ‚Strategie‘ gegen solche Entwicklung. Erntedank setzt gegen ausbeuterisches Finanzverhalten, gegen Gewinnmaximierung um jeden Preis und gegen Machtorientierung auf Kosten sozialer Kultur.

Erntedank ist Besinnung auf Gemeinschaft unter dem Doppelaspekt von Miteinander und Bindung. Ihre Zeichen sind Vertrauen und Gerechtigkeit!

Diese Erzählung hält noch einen weiteren Hinweis bereit. Dem ‚Immer-Mehr‘ setzt der Dank auch einen wichtigen Impuls entgegen: Zufrieden sein mit dem, was ist. In diese Zufriedenheit sich zusprechen können: ‚Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat‘ bewahrt vor Überforderung und vor ‚Verlust der Seele‘.


Gegen den Verlust der Seele

Du bist der Vater welcher Armen?
0hne Zweifel
der Hilfsbedürftlgen,
der Unterdrückten,
der Recht- und Stimmlosen.

Aber vergiss nicht
die anderen Arten der Armut:
die Armen an Liebe,
die Armen an Träumen,
die Armen an Glaube und Hoffnung,
die Armen an Friede.

ln Deiner unendlichen Barmherzigkeit
umhülle die Ärmsten der Armen –
die reichen Armen, die die Schatten der Macht umarmen
und durch das Leben gehen im Glauben, intensiv zu leben,
ohne tatsächlich zu leben.

Dom Helder Camara


Impuls

 

Der „Vier-D-Lebenswandel“

  • Dank: Ich stelle mein Leben und was ich habe in Beziehung zu Gott und damit in den großen Zusammenhang des
    Lebens.

  • Demut: Ich übernehme Verantwortung und bewahre mich vor der Haltung, alles sei machbar und verfügbar.

  • Denken: Ich reflektiere mein Handeln vor dem Hintergrund der ‚Bewahrung der Schöpfung“‚.

  • Dienst: Ich stelle mein Handeln in den Dienst für die Gemeinschaft und trage so zu einer ‚Dienst-Gemeinschaft‘ bei,
    die Perspektive vertritt und die gegen einsame Alleingänge steht.



* Wer den Text aus dem Buch Exodus nachlesen möchte: Brot in der Wüste

Siehe auch Zeit der Ernte


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