Perspektiv-Wechsel

Von | 27. Dezember 2014

  Meine Kraft ist in den (bedürftigen) Schwachen mächtig‘!

2. Brief an die Korinther 12,9 

LEIT-WORT für das Jahr 2012


Zunächst ist es die Lebenserfahrung eines Menschen, der von seinem Leben mit seinen Einbrüchen und Widersprüchen erzählt.*  Dann ist es  über 2000 Jahre bestätigte Lebenserfahrung vieler Menschen und jetzt  ‚Leit-Wort‘ für das neue Jahr 2012!

Es passt! Wir leben gegenwärtig in einer Situation, wo die ’starken‘ Voraussetzungen mehr und mehr schwinden – allerorten ’schwächelt‘ es.

Was erzählen wir aus unserem Leben? Vielleicht von der Angst, schwach zu sein? Von der Angst, unüberschaubaren Prozessen ausge-liefert zu sein oder auch von der Angst, in der Schnelle von Veränderun-gen nicht mithalten zu können? Von der Angst abgehängt zu sein, unwichtig zu sein, nicht mehr wahrgenommen zu sein? Schließlich vielleicht auch von der Angst, in Depression, ‚Burn-out‘ oder andere symptomatische Reaktionsbildungen zu versinken?

Und jetzt nun in diesem ‚Leit-Wort‘ diese ganz gegensätzliche Perspektive! Da wird  Schwäche fast glorifiziert – Schwäche wird zum Kraft-Quell erklärt!

Offensichtlich gilt, dass, wer sich zur Schwäche bekennt, sich eben nicht mit solchen existentiellen Ängsten plagen muss!  Eine neue Kraft wächst. Eine Kraft wächst, die schon immer in uns, aber eben gebun-den an das eben geschilderte oder ein ähnliches Angst-Not-Szenario.

Wie das?

Wenn wir die ‚Dramaturgie‘ aufgeben können  und unseren Kräfte-Haushalt nicht mehr durch solche Abhängigkeiten aufzehren lassen, uns also zu Grenze und Schwäche bekennen, dann werden die ‚gebundenen‘ Kräfte gleichsam frei und verfügbar und – wir werden ihrer gewahr! Wir können spüren, wie diese Kräfte in uns stark sind und wir sie uns nicht mühsam ‚erarbeiten‘ müssen.

Nur vertrauend erfahren wir diese Stärke in der Schwäche als ‚Gottes Stärke‘ in uns. Aus solchem Vertrauen können wir sprechen: ‚Gott wohnt in mir‘ und die Auswirkungen sind Gelassenheit, Selbstwert-Gewissheit, Unabhängigkeit, Geduld, Humor …

Die Perspektive ‚Gott wohnt mit seiner gestaltenden Kraft in mir‚ mit der Konsequenz ‚Meine Kraft in in dem Schwachen mächtig‚ entlarvt die quälende Dramaturgie und sie setzt etwas ganz Wesentliches frei: Die eigene Bedürftigkeit. Die eigene Bedürftigkeit zu erkennen, ist die Stärke in der Schwäche, denn diese Erkenntnis will in die stärkende Gottes-Bindung führen. Dort wird die bedürftige Seele ‚gestillt‘. 

Allerdings ‚lauert‘ hier auch die Verführung, die ‚Bedürftigkeit‘ schnell und unmittelbar zu stillen. Es lauert die Verführung zu den ‚Ersatz-Befriedigungen‘. Dafür ist der ‚Markt‘ gut gefüllt! Der ‚alte Dramaturg‘ nimmt wieder seinen Platz ein.Es ist also kein ‚Hau-Ruck-Verfahren‘! Es ist ein Prozess veränderter Lebenseinstellung!

Sinnvoll, befriedigt und frei können wir nur leben, wenn wir aus dieser ‚Gottes-Bindung‘ leben. Das Anerkennen der eigenen Bedürftigkeit ist das Anerkennen der eigenen Schwäche und diese Haltung setzt gleichzeitig die stärkende Gottes-Kraft frei. Stark-Sein in Bindung!

Damit ist die ’neue Existenz‘ beschrieben, eine tief greifende Veränderung. Sie bringt befreiendes Los-Lassen, indem wir uns ‚überlassen‘.

KartoffelKeim

Energie aus Loslassen

Das Foto von der keimenden Kartoffel macht diesen Prozess deutlich. Dieser für die kleine Kartoffel schon auffallend lange Keim drückt einerseits die Energie der neuen Existenz aus; andererseits erzählt das schrumpelige Äußere der Kartoffel vom verändernden Prozess des Los-Lassens.

Das kann ein Jahr mit einer neu belebten alten Erfahrung werden: ‚Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!‚ und es kann ein Jahr mutigen Handelns angesichts großer Herausforderungen  werden.

* Wer das Leit-Wort in seinem Zusammenhang lesen möchte  HIER


 

 

ZURÜCK ZU LEIT-WORTE