Kinderstube

Von | 12. September 2019

OFFENER BRIEF
AN DIE ‚TANTE‘ SPD

Nein, in eine ‚Grab-Rede’ will ich nicht einstimmen. Auch nicht in den Vorwurf angesichts des besonderen Prozedere, das sei ja ein Kindergarten, um eine Leitungs-Formation zu finden. Eher bin ich in Aufbruchstimmung und betrachte die gegenwärtigen Vorgänge wie aus  ‚Guter Kinder-Stube’ kommend. Von einer solchen sprechen wir gern, wenn wir spüren, dass angesichts einer Krise Verhaltenweisen deutlich werden, die eben daran erinnern, dass da früh etwas für das Leben gelernt wurde.

So empfinde ich die ‚Selbstdarstellungen’ der Kandidaten für eine neue und veränderte Spitze sehr mutig und ‚erwachsen’. Da höre ich mit Freude die Botschaft eines Kevin Kühnert, selbstbewusst und respektvoll, auch aus guter ‚Kinderstube’. Da erinnere ich mich gern an das mutige ‚Demokratie-Wagen’ in einer Zeit autokratischer Tendenzen, deren Spuren bis heute nicht verweht sind.

Ja, das ist meine Stimmung, die sich eben auch aus sozialdemokratischer Geschichte nährt, die mein politisches Bewusstsein geprägt hat. Ich selbst bin im ‚Dunstkreis’ väterlicher Dominanz mit einem ‚Schuss’ konservativer Überheblichkeit aufgewachsen. Ich habe mich mühsam widerständisch heraus bewegt, natürlich auch hier und da mit Rückfällen.

Solche Rückfälle waren immer Momente der ‚Besinnung’. Ich habe mich dann gern auch daran erinnert, welchen Weg die SPD gegangen ist, wie sie  ihre Existenz bedrohend wichtigen Widerstand gegen das Nazi-Regime unter großen Opfern durchgehalten und Verunglimpfung, Verfolgung, Terror ertragen hat.

Maßgeblich ist aus  Ruinen der Desorientierung die klare Richtung für Demokratie und ihre gestaltende Kraft erwachsen.

Genau die ist zunehmend gefragt. Nach dem 70. ‚Geburtstag’ des Grundgesetzes gibt es eine neue Wachheit für das, was Verantwortung und Bindung vermögen.

Für mich ist die SPD ein notwendiger Garant der Um- und Neubesinnung. Ja, es ist ‚Hand anzulegen’ und die demokratischen Kräfte sind zu bündeln, um verantwortlich für die Zukunft mit ‚globalem Blick’ einzustehen.

Die SPD schaut auf Geschichte der Bewältigung von Krisen seit 1869. Die Bewältigungsgeschichte ist auch ihre Identitätsgeschichte – eben ‚gute Kinderstube’.

Liebe ‚Tante SPD’,  meine Lebenszeit und deine 150jährige Geschichte sind verbunden.

In solcher Verbundenheit meine zuversichtlichen´Gedanken für unsere Zukunft!

Jan-Peter Wilckens

Nachtrag:
Meine unverhohlene Sympathie ist allerdings reduziert, wenn zum wiederholten Mal namhafte Vertreter dieser Partei ‚Posten‘ in
‚gewinnsüchtigen‘ Unternehmen übernehmen, die mit sozialer Verantwortung keine Gemeinsamkeit haben.


Augenhöhe, Respekt und Blick für das Not-Wendige

Nun ist ein neuer Bundestag gewählt.  Was sich als Überraschung andeutete, ist nun Realität. Die SPD ist mit hauchdünner Mehrheit als stärkste demokratische Partei gewählt. Dabei hat sich die Parteien-‚Landschaft‘ grundsätzlich verändert. Auch die  als ‚kleine Parteien‘ bezeichneten politischen Richtungen haben deutlich mehr Zuspruch; nach analytischer Forschung besonders von Jüngeren gewählt.

Es gibt jetzt spannende Szenarien,  welche Koalition  die Bundesregierung bilden könnte. Es gibt auch auffällige Reaktionsbildungen. Zum Beispiel die Verweigerung, Sieger und Verlierer explizit zu benennen. Jetzt gilt es wirklich,  Augenhöhe und Respekt sowie den Blick für das, was not-wendig erscheint zu erhalten.

Denkt an eure ‚Kinder-Stube‘!
26. September 2021


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