Keine Einzelheiten – Das Ganze!

Von | 7. Mai 2014

 

 

 

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EINZELHEITEN DES LEBENS
IM GROSSEN ZUSAMMENHANG SEHEN KÖNNEN
und
SICH NICHT DEM ‚TEUFEL IM DETAIL‘ AUSSETZEN MÜSSEN …

Eine Anekdote erzählt von einem Schauspieler auf der Bühne, der seinen Einsatz nicht findet. Die Souffleuse raunt ihm Stichwort für Stichwort zu. Es hilft nichts. Schließlich wendet sich der Schauspieler ihr zu und flüstert: ‚Keine Einzelheiten – welches Stück spielen wir‘?

Viele Einzelheiten machen unser Leben aus. Fallen sie aus dem großen Zusammenhang, können sie eher verwirren. Dann überfordert ihre Bewältigung, weil der Sinn-Zusammenhang nicht (mehr) zu erkennen ist. Wir brauchen den Kontext zu den vielen Einzelheiten des Lebens.

Beispiel dafür sind die noch immer aktuellen Diskussionen um die notwendigen Reformen in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. Sie haben ihren Ansatz in den Einzelheiten, die nicht eingesehen und deshalb nicht angenommen werden wollen. Eingefordert wird verständlicherweise, den großen Zusammenhang notwendiger Reformen zu benennen. Die Sehnsucht nach Einsicht und Durchblick bestimmt unser Leben. Sie drückt sich auch darin aus, die alltäglichen Ereignisse als einen Teil eines ‚Ganzen‘ sehen zu können. Peter Rühmkorf, Schriftsteller sinniert:

‚Was ist der Mensch‘? – schwer zu fassen.
Lauter so Sprenkel, die nicht zueinander passen.
Von wo entsprungene, woraufhin vermengte?
Vielleicht, dass die mal jemand logisch aneinander hängte?“

In Therapien versuchen Menschen, sich selbst und die vielen Einzelereignisse ihres Lebens in einen Zusammenhang zu stellen, aus dem mehr als ein Verstehen wächst. Die Heilung der überforderten Seele besteht eben darin, sie in der Bewältigung der vielen Ereignisse zu stützen, indem sie das Zuhause des Großen und Ganzen wird.

‚Im Großen und Ganzen geht es mir gut‘, sagen wir. Im Neuen Testament der Bibel finden wir viele Heilungsgeschichten, die darin ihre Bedeutung haben. ‚Deine Sünden sind dir vergeben‘, hören wir vielleicht etwas fremd, vielleicht auch mit Widerstand, weil ‚Sünde‘ immer moralisierend  interpretiert wird. Gemeint aber ist dieses: Der große Zusammenhang in deinem Leben ist wiederhergestellt. Heilung geschieht dort, wo Leben in den ‚heilenden‘ * Zusammenhang gestellt wird.


Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf ging, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in gehörigem Abstand stehen und riefen laut: ‚Jesus! Herr! Hab Erbarmen mit uns!‘  Jesus sah sie und befahl ihnen: ‚Geht zu den Priestern und lasst euch eure Heilung bestätigen!‘ Und als sie unterwegs waren, wurden sie tatsächlich gesund. Einer aus der Gruppe kam zurück, als er es merkte. Laut pries er Gott,  warf sich vor Jesus nieder, das Gesicht zur Erde, und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus sagte: ‚Sind nicht alle zehn gesund geworden? Wo sind dann die anderen neun?  Ist keiner zurückgekommen, um Gott die Ehre zu erweisen, nur dieser Fremde hier?“ Dann sagte er zu dem Mann: „Steh auf und geh nach Hause, dein Vertrauen hat dich gerettet.‘
Lukas 17,11-19  


Der Fokus dieser Heilungsgeschichte liegt im Dank. Wo Menschen danken, stellen sie Einzel-Ereignisse in den großen Sinnzusammenhang und widersetzen sich der Erfahrung, der Teufel liege im Detail.

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Das Ganze – nicht die Einzelheiten!

Gebete sind für mich so zu verstehen: Die erfreuenden und belastenden Einzelheiten des Lebens in den großen Zusammenhang stellen. Die anfänglich geschilderte Anekdote könnte ja bedeuten: Nur der Titel des ganzen Stückes erinnert an den Einsatz. Nur mit Blick auf das ganze Thema des Lebens sind die alltäglichen ‚Kleinigkeiten‘ zu bewältigen.

‚Der Teufel liegt im Detail‘ sagen wir manchmal. Der fixierte Blick auf das ‚Detail‘ kann ‚zerstörerisch‘ entmutigen. Der Blick auf das ‚Große und Ganze‘  macht frei und ermutigt. Diesen Blick ermöglicht Dankbarkeit!


‚Der Sinn wird verdunkelt,
wenn man nur kleine Ausschnitte
des Daseins in Auge fasst.‘
Dschuang Tsi


 Bei einem Seminar zu diesem Thema schrieb eine Teilnehmerin

‚Ich habe eine Kraft in mir, von der ich bisher weder ahnte, dass sie existiert, noch, dass ich sie besitze. Im Nachhinein mich erinnernd wird mir klar, dass sie schon immer da gewesen sein muss. In scheinbar aussichtslosen Situationen kommt sie zum Vorschein, aber nur, weil ich mit ihr in Kontakt trete. Sie hilft, mich zu entscheiden, die Initiative zu ergreifen, mich wieder ganz zu machen. Sie hilft mir, zu handeln. Es ist ein beruhigendes Gefühl, dass es diese Kraft in mir gibt. Ich werde sie hüten. Sie ist noch namenlos.‘


* heil‘ -altdeutsch ‚ganz‘

 

ZUM THEMA

Seminar ‚Der Teufel im Detail‘
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