Innere Freiheit

Von | 2. März 2014

Das Leiden Jesu: Kampf um die innere Freiheit

Das Leiden Jesu beschränkt sich in unserer Wahrnehmung auf die starken Bilder von Peinigung und Folter. Damit reiht es sich in die Scheußlichkeiten von Menschenverachtung heute und zu allen Zeiten.

Das Leiden Jesu aber hat ganz andere Dimensionen. Dimensionen, die uns viel unmittelbarer sind, weil sie unsere Lebensrealität berühren.

Die wirkliche Passion Jesu liegt in seinem Ringen um die innere Freiheit, das schon ganz früh in seinem Leben eine Rolle spielt und von ‚außen‘ immer wieder herausgefordert wird.

In den großartigen Bildern wird in der Konfrontation in der Wüste dieses Ringen geschildert. Jesus steht vor der Frage, einen ‚einfachen‘ von Karriere und Erfolg gekennzeichneten Weg oder den beschwerlichen, aber in die innere Freiheit führenden Weg zu gehen, nämlich sein Handeln immer wieder neu ‚vor Gott‘ abzugleichen. In diesem ‚Maß‘ liegt seine Wahrheit. In allen Situationen hat Jesus diesen ‚Weit-Blick‘. Was er sieht, ist bestechend attraktiv, weil sich eben die ‚innere Freiheit‘ abbildet – viel attraktiver als jede vorübergehende innere Balance um den Preis von Abhängigkeit!

Bei seinem Einzug in Jerusalem wird diese innere Freiheit mit vordergründigen Erwartungen von außen hinterfragt.

Diese Grundfrage taucht in seinem ‚Kampf‘ im Garten Getsemane vehement erneut auf und am Kreuz ist uns das Psalm-Gebet Jesu überliefert: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Jesus fragt letztlich: Was ich für meine innere Wahrheit und Freiheit lebe, ist das wirklich tragfähig? So fragt Jesus sich selbst.

Dieses Ringen zeigt sich auch in der Frage an seine Jünger: Wer bin ich in euren Augen? Die Bestätigung innerer Freiheit ergibt sich eben auch aus Gespräch und Reflexion an der Basis.

Immer wird Jesus wird mit seinem ‚Ich‘ konfrontiert und muss sich zum ‚transpersonalen Ich‘ durchringen. So ist sein Leben von dem Ringen um seine Wahrheit bestimmt und so ist er auch vor die Frage gestellt, welche Traditionen ihn an der Wahrheit hindern und welche Bilder von Gott ‚gestürzt‘ werden müssen.

Unser tiefstes Leiden ist auch das in uns selbst, dieses Ringen um die innere Freiheit – dieses Ringen um die die Annahme des Weges, das dem Ego widerspricht, aber die Lebens-Perspektive verspricht – die Einheit mit ‚Gott‘, die Mitte des Lebens. Das ist der große wirkliche Kampf und bei Jesus treibt er die Schweiß-Tropfen wie Bluts-Tropfen.

Das Ringen Jesu um das Maßgebliche ist uns Vorbild. Seine gelebte Konsequenz dieser Haltung ist die uns zutiefst tragende und ermutigende. Darin liegt der Sinn der Einkehr in dieser Zeit!

‚Und es kam der Tag, da wurde das Risiko, in der Knospe zu verharren, schmerzlicher als das Risiko zu blühen‘, so drückt Anais Nin diese Ermutigung aus.

 Knospe

Die Bibeltexte zu den fett unterlegten Angaben können nachfolgend gelesen werden!


Konfrontation in der Wüste

1 Danach führte der Geist Gottes Jesus in die Wüste, wo er vom Teufel auf die Probe gestellt werden sollte.
2 Nachdem er vierzig Tage und Nächte gefastet hatte, war er hungrig.
3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl doch, dass die Steine hier zu Brot werden!«
4 Jesus antwortete: »In den Heiligen Schriften steht: ‚Der Mensch lebt nicht nur von Brot; er lebt von jedem Wort, das Gott spricht.’«
5 Darauf führte der Teufel ihn in die heilige Stadt Jerusalem, stellte ihn auf den höchsten Punkt des Tempels
6 und sagte: »Wenn du Gottes Sohn bist, dann spring doch hinunter; denn in den Heiligen Schriften steht: ‚Deinetwegen wird Gott seine Engel schicken, und sie werden dich auf Händen tragen, damit du dich an keinem Stein stößt.’«
7 Jesus antwortete: »In den Heiligen Schriften heißt es auch: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht herausfordern.’«
8 Zuletzt führte der Teufel Jesus auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt in ihrer Größe und Pracht
9 und sagte: »Dies alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.«
10 Da sagte Jesus: »Weg mit dir, Satan! In den Heiligen Schriften heißt es: ‚Vor dem Herrn, deinem Gott, wirf dich nieder, ihn sollst du anbeten und niemand sonst.’«
11 Darauf ließ der Teufel von Jesus ab, und Engel kamen und versorgten ihn.

Matthäus-Evangelium 4, 1-11


Einzug in Jerusalem

1 Kurz vor Jerusalem kamen sie zu der Ortschaft Betfage am Ölberg. Dort schickte Jesus zwei Jünger fort
2 mit dem Auftrag: »Geht in das Dorf da drüben! Gleich am Ortseingang findet ihr eine Eselin und ihr Junges angebunden. Bindet beide los und bringt sie zu mir!
3 Und wenn jemand etwas sagt, dann antwortet: ‚Der Herr braucht sie.‘ Dann wird man sie euch sofort geben.«
4 Damit sollte in Erfüllung gehen, was der Prophet angekündigt hatte:
5 »Sagt der Zionsstadt: Dein König kommt jetzt zu dir! Er verzichtet auf Gewalt. Er reitet auf einem Esel und auf einem Eselsfohlen, dem Jungen eines Lasttiers.«
6 Die beiden Jünger gingen hin und taten, was Jesus ihnen befohlen hatte.
7 Sie brachten die Eselin und ihr Junges und legten ihre Kleider darüber, und Jesus setzte sich darauf.
8 Viele Menschen aus der Menge breiteten ihre Kleider als Teppich auf die Straße, andere rissen Zweige von den Bäumen und legten sie auf den Weg.
9 Die Menschenmenge, die Jesus voraus lief und ihm folgte, rief immer wieder: »Gepriesen sei der Sohn Davids! Heil dem, der im Auftrag des Herrn kommt! Gepriesen sei Gott in der Höhe!«
10 Als Jesus in Jerusalem einzog, geriet alles in große Aufregung. »Wer ist dieser Mann?« fragten die Leute in der Stadt.
11 Die Menge, die Jesus begleitete, rief: »Das ist der Prophet Jesus aus Nazaret in Galiläa!«

 Matthäus-Evangelium 21,1-11


Wer bin ich?

13 Als Jesus in die Gegend der Stadt Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: »Für wen halten die Leute den Menschensohn?«
14 Die Jünger gaben zur Antwort: »Die einen halten dich für den wieder auferstandenen Täufer Johannes, andere halten dich für den wiedergekommenen Elija, und wieder andere meinen, du seist Jeremia oder sonst einer von den alten Propheten.«
15 »Und ihr«, wollte Jesus wissen, »für wen haltet ihr mich?«
16 Da sagte Simon Petrus: »Du bist Christus, der versprochene Retter, der Sohn des lebendigen Gottes!«
17 Darauf sagte Jesus zu ihm: »Du darfst dich freuen, Simon, Sohn von Johannes, denn diese Erkenntnis hast du nicht aus dir selbst; mein Vater im Himmel hat sie dir gegeben.
18 Darum sage ich dir: Du bist Petrus; und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen! Nicht einmal die Macht des Todes wird sie vernichten können.

Matthäus-Evangelium 16, 13-18


‚Kampf‘ im Garten Getsemani

39 Jesus ging wie gewohnt zum Ölberg, und seine Jünger folgten ihm.
40 Als er dort war, sagte er zu ihnen: »Betet darum, dass ihr in der kommenden Prüfung nicht versagt.«
41 Dann ging er allein weiter. Einen Steinwurf von ihnen entfernt kniete er nieder und betete:
42 »Vater, wenn es dein Wille ist, dann erspare es mir, diesen Kelch trinken zu müssen. Aber dein Wille soll geschehen, nicht der meine!«
43 Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm Kraft.
44 In seiner Todesangst betete Jesus noch angespannter, und sein Schweiß tropfte wie Blut auf den Boden.
45 Als er sich vom Gebet erhob und wieder zu den Jüngern kam, schliefen sie; so erschöpft waren sie vor Kummer.
46 »Wie könnt ihr schlafen?« sagte er zu ihnen. »Steht auf und betet, damit ihr in der kommenden Prüfung nicht versagt!«

 Lukas-Evangelium 22,39-46


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