Fluch

Von | 27. Juni 2018

Das Lehrstück

Für die deutsche National-Mannschaft ist die Weltmeisterschaft beendet. Der 27. Juni 2018 würde lange nicht aus dem Gedächtnis schwinden, wird gesagt.

Die bedrückten Spieler verlassen das Spielfeld und sind in der Mannschaftskabine im Schweigen. Auf der öffentlichen Bühne wird derweil diskutiert, Betroffene vor Mikrofon und Kamera gezerrt, um aus ihrem Munde eine ‚Analyse‘ zu erfahren. Für mich ist da die Grenze der Erträglichkeit längst überschritten.

Es wird weiter analysiert und dann fällt die fatalistische Frage, ob denn auf einem solchen Abgang so etwas wie ein ‚Fluch‘ liege. Zum Beweis werden ähnliche Abgänge von früheren ‚Weltmeistern‘ angeführt.

Es liegt nahe, eine Ursache für diesen schmerzhaften Einschnitt zu finden. Eine fatalistische Sicht enthebt allerdings aus einer realistischen Sicht. Diese Verführung ist auch deshalb verständlich, weil eine realistische Sicht schnell auch eigenes Versagen  im ‚Zenit‘ des Erfolgs in den Blick bringt.

Solche ‚Abstürze‘ sind ja häufig deshalb so unerträglich, weil sie auch an eigene Selbstüberschätzung und ihre Folgen erinnern. Eine Selbstüberschätzung entwickelt sich gerade dann, wenn der Blick mehr auf das Außen als auf das Innen gerichtet ist. Das ‚Außen‘ fordert den Erfolg und ich habe das manchmal weit im Vorfeld der Weltmeisterschaft gesehen und meinen Widerstand gespürt.

Dieser Erfolgs-Mythos‘ – ‚ihr müsst wieder Weltmeister werden‘ – verstellt den Blick auf die eigenen Möglichkeiten und Grenzen und entstellt den Blick auf mögliche Gegner.  ‚Sie haben das Messer zwischen den Zähnen und wollen uns auslöschen‘, höre ich in einem Interview.

Nein, das ist kein ‚Fluch‘, der sich hier austobt, sondern es ist ganz schlicht eine Weisheit des Lebens, die sich hier ‚inszeniert‘. ‚Hochmut kommt vor dem Fall‘ ist uns überliefert.

Wenn das ‚Außen‘ sein ‚Aus und Vorbei‘ spricht,
öffnet das ‚Innen‘ die ‚Tür‘ und spricht: ‚Komm herein!‘


17 Der Weg redlicher Menschen führt am Unglück vorbei. Darum: Wer sein Leben bewahren will, achtet auf seinen Weg.
18 Auf Stolz folgt Sturz, nach Übermut kommt Untergang.
19 Bescheiden sein und zu den Armen gehören ist besser, als mit Vermessenen Beute zu teilen.
20 Wer befolgt, was er gelernt hat, hat Erfolg, und wer Gott vertraut, findet bleibendes Glück.
Sprüche Salomos 16, 17-20

‚Redliche Menschen‘ haben sich selbst im Blick und spüren die Gefahr, wie ‚besessen‘ dem Ruf derer zu folgen, die den maßvollen Blick aufgegeben haben.  Sie haben es gelernt, ihren Wert nicht vom Erfolg anhängig zu machen, sondern sie vertrauen, dass die guten Kräfte in ihnen – wir nennen sie ‚Gottes‘-Kräfte – sie zu bleibendem Glück führen. Das ist die ‚Leichtigkeit‘ die nach einer Äußerung des Bundestrainers gefehlt hat. 

Den bedrückten Spielern und uns allen ‚Mittelmäßigen‘ ist zu wünschen, angesichts dieses Absturzes sich an ihr eigenes Versagen und das wichtige ‚Mitte(l)-Maß‘ zu erinnern.
Letztlich möchte ich der Mannschaft, ihrem Trainer und allen Begleitern für dieses ‚Lehrstück‘ danken. Da hat denn doch das ‚Runde ins Eckige‘ getroffen!

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