Brennendes Haus

Von | 6. März 2019

LICHT-GESTALT IM VERTRAUEN AUF DIE KRAFT DER VERÄNDERUNG

‚ICH WILL, DASS IHR HANDELT,
ALS WENN EUER HAUS BRENNT …‘
Greta Thunberg in Kattowitz


In Kattowitz 2018 und Anfang 2019 in der Schweiz erklärte Greta der Welt die Dringlichkeit der Klimakrise. „Erwachsene sagen immer wieder: Wir sind es den jungen Leuten schuldig, ihnen Hoffnung zu geben. Aber ich will eure Hoffnung nicht. Ich will, dass ihr in Panik geratet“, sagte sie in Davos. „Ich will, dass ihr handelt, als wenn euer Haus brennt, denn das tut es.“

Die spürbaren Veränderungen des Klimas und die Erfüllung von Prognosen, die schon vor mehr als 30 Jahren ausgesprochen wurden, machen  Angst. Die wenigen Schritte deutlicher Veränderung und die kontraindizierte Warnung vor den Folgen einschneidender Veränderung in der Nutzung fossiler Energie-Quellen für Wirtschaft und Wachstum schüren Unverständnis und steigern Wut ‚gegen die da oben‘.

Greta Thunberg aus Schweden, jetzt 17 Jahre alt ist zum Synonym von Gegenbewegung und Selbstbewusstsein in unaufschiebbarenHandeln geworden. Es ist nicht das erste Mal, dass die Jugend aufbegehrt und das Privileg der Unmittelbarkeit nutzt. 


Unzählige Menschen stehen seit 25 Jahren vor den UN-Klimakonferenzen und fordern die Führer unserer Nationen auf, die Emissionen zu stoppen. Aber offensichtlich hat das nicht funktioniert, weil die Emissionen nur weiter steigen.

Ich will die Führer der Welt nicht um unsere Zukunft anbetteln. Ich werde stattdessen die Menschen auf der ganzen Welt bitten, zu erkennen, dass unsere politischen Führer versagt haben. Weil wir uns einer existenziellen Bedrohung gegenübersehen und es keine Zeit gibt, diesen Weg des Wahnsinns fortzusetzen.

Reiche Länder wie Schweden müssen die Emissionen jedes Jahr um mindestens 15% reduzieren, um unter dem Erwärmungsziel von 2 Grad zu bleiben. Sie würden denken, die Medien und alle unsere Regierungen würden über nichts anderes reden – aber sie erwähnen es nie.

Kaum jemand erwähnt, dass wir uns mitten im sechsten Massensterben befinden, mit bis zu 200 Arten, die jeden Tag aussterben.

Darüber hinaus spricht niemand über den Aspekt der Gerechtigkeit, der eindeutig in der Pariser Vereinbarung angegeben ist, der absolut notwendig ist, um auf globaler Ebene zu funktionieren. Das bedeutet, dass reiche Länder wie meines mit der heutigen Emissionsgeschwindigkeit innerhalb von 6 bis 12 Jahren auf Null Emissionen zurückgehen müssen.

Wie können wir davon ausgehen, dass sich Länder wie Indien, Kolumbien oder Nigeria für die Klimakrise interessieren, wenn wir, die wir bereits alles haben, sich nicht einmal für unsere tatsächlichen Verpflichtungen gegenüber dem Pariser Abkommen interessieren?

Als im August dieses Jahres die Schule begann, setzte ich mich vor dem schwedischen Parlament auf den Boden. Ich habe für das Klima gestreikt.

Einige Leute sagen, ich sollte stattdessen in der Schule sein. Einige Leute sagen, ich sollte studieren, um Klimawissenschaftler zu werden, damit ich „die Klimakrise lösen kann“. Die Klimakrise ist jedoch bereits gelöst. Wir haben bereits alle Fakten und Lösungen.

Und warum sollte ich für eine Zukunft studieren, die bald nicht mehr möglich ist, wenn niemand etwas unternimmt, um diese Zukunft zu retten? Und was bringt es, Fakten zu lernen, wenn die wichtigsten Fakten für unsere Gesellschaft eindeutig nichts bedeuten?

Heute verbrauchen wir jeden Tag 100 Millionen Barrel Öl. Es gibt keine Politik, um das zu ändern. Es gibt keine Regeln, um dieses Öl im Boden zu halten.

So können wir die Welt nicht mehr retten, indem wir nach den Regeln spielen. Weil die Regeln geändert werden müssen.

Wir sind nicht hierhergekommen, um die führenden Politiker der Welt zu bitten, sich um unsere Zukunft zu kümmern. Sie haben uns in der Vergangenheit ignoriert und werden uns abermals ignorieren. Wir sind hierhergekommen, um sie wissen zu lassen, dass eine Veränderung bevorsteht, ob es ihnen gefällt oder nicht. Die Menschen werden sich der Herausforderung stellen. Und da sich unsere Führungskräfte wie Kinder verhalten, müssen wir die Verantwortung übernehmen, die sie schon längst hätten übernehmen sollen.

Greta Thunberg beim Weltklima-Gipfel in Kattowitz Dezember 2018


In mir als heute 82jährigem ist Bewusstsein neu geweckt, das mich in Zeiten aktiven Widerstands gegen Atombewaffnung trieb. Ich solidarisiere mich eindeutig mit dieser mutigen Aktivistin und widersetze mich den ‚Verschiebungen der Blickrichtung‘, indem  ‚Schule schwänzen‘ in den Fokus gestellt wird.

Schule schwänzen gab es schon zu meiner Schulzeit und ich weiß, dass ich solche Haltung ‚klammheimlich‘ auch bewundert hatte. Dem damals meist diktatorischen System ‚Schule‘ und dessen Überwachung durch manche Eltern in den 50ern Jahren auszuweichen, fand ich mutig.

Der ‚Schulpflicht‘ im Falle der Aktion ‚FRIDAYS FOR FUTURE‘ nicht nachzukommen, ist nicht eine wie oben beschriebene Reaktion. Hier geht es vielmehr darum, unübersehbar eine ‚Pflicht‘ für die Forderung Generationen übergreifender Überlebens-Strategie ‚auszusetzen‘.

Es wirkt geradezu entlarvend, wenn namhafte Politiker sich diesem ‚zeichenhaften‘ Verhalten vehement und Sanktionen fordernd entgegenstellen; es von den ‚ewig‘ Gestrigen da sogar Beifall gibt.. Da ist der Hinweis durchaus berechtigt, dass genau mindestens diese Widerstandsenergie gebraucht wird, um den Zerstörungstendenzen im Umgang mit unseren Ressourcen entgegenzutreten und verhärtete Strukturen zu durchbrechen.

Übrigens sollte aus der derzeitigen ‚Tugend  einer Grenzüberschreitung‘  das System Schule diese Erkenntnis nehmen und pragmatisch umsetzen: Zum ordentlichen Lehrplan gehören ab sofort Teilnahme an gesellschaftlichen, demokratischen die Zukunft gestaltenden Initiativen. Sie sind ‚ordentliches ‚Lehr- und Lernfach‘ und werden entsprechend gestützt, begleitet und honoriert.

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