Botschaft des Mitbewohners

Von | 26. November 2014

Weihnachten 2009

Weihnachten aber begab sich zu der Zeit,

… als die Regierung ein Wachstums-Beschleunigungs-Gesetz auf den Weg bringt und das Volk eigentlich schon außer Atem  ist,

… als Menschen sich angesichts der sich ausbreitenden ‚Schweinegrippe’ ängstigen und nicht wissen, wem sie denn trauen können,

…. als die Erinnerung an den ‚Mauerfall’ vor zwanzig Jahren viele Menschen neu bewegt und manche das ermutigende Zeichen für das Leben  nicht mehr sehen können,

… als Studenten – stellvertretend für viele – Strukturen einfordern, die dem Leben auch in der Bildung dienen,

… als die Unabdingbarkeit von Maßnahmen zum Schutz des Klimas ohne ‚Wenn und Aber’ deutlich wird, andere Bedingungen aber für wichtiger gehalten werden,

… als Menschen unter Druck in Depressionen versinken und nur noch Sack-Gassen sehen können, aus denen es kein Zurück zu geben scheint,

… als Jugendlichen die Lebensperspektive immer mehr verloren geht und sie sich in fragwürdigen Chat-Foren und exzessivem Alkoholrausch verlieren,

… als Arme darüber zornig werden, dass es Reiche gibt, die Solidarität nicht zu kennen scheinen,

… als Überwachung höher im Kurs steht als Vertrauen und Menschen sich immer mehr an Kontrolle gewöhnen,

… als Kinder wegen mangelndem Vertrauen verhaltensauffällig werden und nur so ihre Sehsucht nach Nähe und Geborgenheit artikulieren können,

…  als  ……………………………………………………………………………………

Fällt dir denn nichts Positives ein?“, mögt ihr fragen.

 VerkuendigungHirten

Botschaft unseres ‚Mitbewohners’ in die Lebensrealität:
Siehe, ich verkündige euch eine große Freude …“
„Geburtskirche“ in  Bethlehem  


Der Evangelist Lukas kennzeichnet die Bedingungen, unter denen Weihnachten geschieht, in einer Volkszählung und damit verbunden einer Steuererhebung. Eine politische Verfügung, die Macht einerseits und bedingungslose Abhängigkeit andererseits sichtbar macht, also keineswegs positiv und schon gar nicht idyllisch ist.

Wozu ein solcher Hintergrund?

Die Erfahrung zeigt, dass die Kraft Gottes in den ‚Tal-Stationen’ des Lebens spürbar wird. Sie bewahrheitet sich im Leben Jesu wie in unseren Biografien: Nur, wenn wir das Tal durchschreiten, können wir die Höhe wahrnehmen.  

‚Tal’-Situationen im Leben sind individuell ganz unterschiedlich und sie sind sowohl von inneren als auch äußeren ‚Bedingungen’ abhängig. In der Erzählung des Evangelisten wird die Situation der Hirten zum Beispiel für ein Leben in Bedeutungslosigkeit und am Rande der Gesellschaft.

Lukas wählt eine politische Verfügung einerseits und die Existenznot von Menschen andererseits als dunklen Hintergrund für das weihnachtliche Licht: Die Unscheinbarkeit eines geborenen Kindes wird in Ausgeliefertsein und Hoffnungslosigkeit  zum unübersehbaren Hoffnungs- und Gewissheits-Licht!

Der große Seher Johannes beschreibt es später so: Gott wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. (Offenbarung 21,3+4)

Indem sich Weihnachten in den Widrigkeiten des Lebens ‚abbildet’, werden die Lieder vom Leben gegen die Erstarrung im Tödlichen gesungen. So zünden wir Kerzen an und genießen lieb gewordene Rituale, die auf ihre Weise zum Ausdruck bringen möchten, wie es ist, wenn Gott in unserem Leben Wohnung nimmt.

Da ist das Licht, das alle Gegensätzlichkeiten und Unerträglichkeiten, alle Ohnmacht und Depression erleuchtet, sie beleuchtet, sie durchleuchtet. Sie sind dadurch nicht wie mit einem Zauber aufgelöst. Aber entmachtet sind sie!  Vermeintlich Unausweichliches und Unerträgliches werden zur Herausforderung an Hellhörigkeit, Vertrauen, Mut und Tatkraft!

Wir wünschen uns, dass wir neu ‚Lust’ bekommen, unseren ‚Mitbewohner’ wahr- und aufzunehmen, die Ungereimtheiten unseres Lebens in sein ‚weihnachtliches’ Licht gestellt zu sehen und mutig Zeichen für Freiheit und Liebe zu setzen.


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